Gedenkgottesdienst für Hochwasseropfer

Fassungslosigkeit und Trauer

Rund 600 Menschen haben am vergangenen Freitagabend an einem Gedenkgottesdienst in Simbach für die Hochwasseropfer in Niederbayern. Bischof Stefan Oster berichtete dabei von einer für ihn besonders bewegenden Begegnung.

Gedenkgottesdienst für die Opfer der Flutkatastrophe in Niederbayern mit Bischof Stefan Oster (Bild: Bistum Passau) © Bistum Passau

Simbach – Rund 600 Menschen haben am Freitagabend an einem bewegenden Gedenkgottesdienst für die Flutopfer in Niederbayern teilgenommen. "Wir stehen fassungslos vor einem Unglück, einer Katastrophe, wie sie diese Stadt noch nie erlebt hat", sagte der Passauer katholische Bischof Stefan Oster in seiner Predigt im ökumenischen Gottesdienst in Simbach am Inn: "Es gibt Unglücke in der Welt, und der Glaube erklärt nicht alles, aber er kann uns helfen, innerlich stark zu werden."

Auch der evangelische bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sowie die bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf beteten für die Opfer. Zugleich dankten sie für den starken Zusammenhalt in der Bevölkerung und für den Einsatz der vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfer. "Ich glaube, das Allerwichtigste ist jetzt, die Erfahrung machen zu dürfen, dass andere Menschen bei mir sind und mein Leid mittragen", betonte Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Hilfsbereitschaft und Hoffnung

Auch Bischof Oster wies in seiner Predigt auf die große Hilfsbereitschaft hin, die aus allem Leid neue Hoffnung wachsen lasse: "Ist es nicht mitten in all dem Schrecklichen ein echtes, ein großartiges Hoffnungszeichen, dass so viele Menschen von außen kommen, sich ein Herz fassen, um zu helfen, um Schaufeln und Kübel und Handschuhe und Werkzeug mitzubringen, um Schlamm wegzuschippen, um anzupacken, um abzusichern, um Müll wegzuschaffen und aufzuräumen. Oder um einfach da zu sein und zuzuhören, wie unsere Seelsorger, unsere vielen Notfallseelsorger und -seelsorgerinnen und andere mit ihnen."

Der Bischof berichtete auch von einer für ihn sehr bewegenden Begegnung mit einem 82-jährigen Mann: "Der hat vor einem halben Jahr seine Frau beerdigt und jetzt sein Geschäft verloren hat und ist gerade so gerettet worden. Und der lacht und sagt mir, wie schön es ist, dass so viele junge Leute hier mit anpacken."

Häuser einsturzgefährdet

Bei einem plötzlich auftretenden Hochwasser am 1. Juni waren im Landkreis Rottal-Inn sieben Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 5.000 Haushalte wurden geschädigt, allein in Simbach wurden rund 1.000 Menschen obdachlos. Viele Häuser in der Innenstadt sind weiterhin einsturzgefährdet. Am vergangenen Dienstag hatte das bayerische Kabinett ein Sonderhilfsprogramm beschlossen. Einkommens- und versicherungsunabhängig sollen damit in Härtefällen bis zu 100 Prozent der Schäden ersetzt werden.

Das Bistum Passau stellte einen Millionenbetrag für die Auszahlung von Soforthilfen bereit und rief zu Spenden auf. Zeitweise waren mehr als 50 Krisenseelsorger aus ganz Bayern in der Region im Einsatz. (kna/ks)