Vorbereitung auf kirchliche Trauung

Was bringt ein Ehevorbereitungskurs?

Michael Kafka, Gemeindereferent und Leiter von Ehevorbereitungsseminaren, erklärt im Interview, wie man schon vor der Hochzeit die Weichen für eine glückliche Ehe stellt.

Beim Ehevorbereitungskurs setzt sich das Paar mit sich selbst und dem Sakrament der Ehe auseinander. © fizkes - stock.adobe.com

mk online: An wen richtet sich Ihr Angebot der Ehevorbereitungsseminare?

Michael Kafka: Ich halte die Seminare gemeinsam mit meiner Frau, die evangelisch ist – daher machen wir beides: Ehevorbereitungskurse für rein katholische Paare und für konfessionsverbindende Ehen zwischen Katholiken und Protestanten.

Wie unterscheidet sich da jeweils die Ehevorbereitung?

Kafka: Die Fragen, die das Zusammenleben als Paar betreffen, sind zunächst dieselben. Aber bei den ökumenischen Seminaren legen wir einen Schwerpunkt auf die Unterschiede im Eheverständnis: Während Luther sagte, „die Ehe ist ein weltlich Ding“, ist bei uns Katholiken die Ehe ein Sakrament.

Worin besteht der sakramentale Charakter der katholischen Ehe?

Kafka: Anthropologisch gesprochen bedeutet „Sakrament“ etwas, das über sich hinausweist – ähnlich wie mein Ehering über sich hinaus und auf meine Frau verweist, ähnlich wie andere Gegenstände auch, die Menschen und Ereignisse gegenwärtig halten, etwa ein Andenken an einen verstorbenen lieben Menschen. Im kirchlichen Rahmen kommt hinzu, dass wir als Ehepartner und Familie die kleinste Einheit von Kirche sind, also die kleinste Einheit des Leibes Christi – somit ist das Sakrament der Ehe auch ein Zeichen für Christus. Nur in der kirchlichen Ehe gibt es die spirituelle Dimension, dass wir nicht nur als Paar untereinander, sondern auch mit ihm einen Bund schließen. Jesus Christus habe ich, salopp gesprochen, bei der standesamtlichen Trauung nicht mit im Boot.

Hat die katholische Ehe gegenüber anderen Formen des Zusammenlebens in den vergangenen Jahren oder Jahrzehnten an Attraktivität eingebüßt?

Kafka: Die Zahlen gehen zwar runter, immer weniger Paare heiraten kirchlich. Aber ich glaube, diejenigen, die sich zu einer katholischen Eheschließung entscheiden, nehmen die Sache ernster als früher und machen sich mehr Gedanken.

Warum sollte man sich auf die Ehe vorbereiten? Wenn ich mir mit meinem Partner einig bin, passt doch alles!

Kafka: Die Ehe ist eine lebenslange Gemeinschaft, bei der man sich schon genau anschauen sollte, was eigentlich die Voraussetzungen des Zusammenlebens sind: Was bringt jeder mit in die Ehe? Welche Streitkultur pflegen wir, wie feiern wir Feste? Sonst kann es passieren, dass man erst nach Jahren der Ehe merkt: Wir haben was einreißen lassen, das wollten wir nicht. Stattdessen sollte man sich lieber im Voraus fragen: Wie leben wir zusammen? Was wollen wir von unseren Eltern übernehmen und was nicht?

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Diese Fragen bespricht man aber nicht nur im Ehevorbereitungskurs, sondern da muss man auch nach der Hochzeit ständig dranbleiben, oder?

Kafka: Die meisten Ehen scheitern daran, dass man irgendwann nicht mehr miteinander redet. Dieses Problem haben wir auch im Blick und bieten sogenannte EPL-Kurse („Ein Partnerschaftliches Lernprogramm“) an, die sich auf die Paarkommunikation spezialisiert haben. Es gibt also auch nach der Ehe Folgeangebote.

Wie sieht denn das typische Hochzeitspaar heutzutage aus?

Kafka: Vor allem in München haben wir oft internationale, „bunte“ Paare – wir hatten mal eine katholische Polin und einen evangelischen Franzosen, die sich in München getroffen und in Salzburg geheiratet haben. Generell ist zu beobachten, dass die Paare immer älter werden, kaum jemand ist unter 30. Der Schritt in die Ehe ist oft der letzte, nachdem ein Haus gebaut, Kinder auf der Welt und berufliche Erfolge erreicht sind. Was sich ebenfalls geändert hat, ist die immer professionellere mediale Begleitung der Hochzeit mit Fotoshootings und Videos.

Welche Voraussetzungen gibt es für die Teilnahme?

Kafka: Nur, dass man eine katholische Eheschließung anstrebt. Das Kurskonzept sieht vor, dass man als Paar idealerweise mindestens ein Jahr vor der Hochzeit in ein Vorbereitungsseminar kommt – aber die Realität sieht so aus, dass viele das erst relativ knapp vor der Hochzeit erledigen wollen.

Wie läuft der Kurs ab?

Kafka: Er besteht aus zwei Teilen. Zuerst geht es ums Paar: Wie sind wir Paar geworden, welche Werte teilen wir, wie sind unsere Herkunftsfamilien, wie gut kennen wir uns? Danach kommt der spirituelle und liturgische Teil: Was heißt das, in der Kirche zu heiraten, was ist ein Sakrament, wie läuft die Hochzeitszeremonie ab? Viele Paare erfahren dabei, dass sie sich gegenseitig das Sakrament spenden, dass es nicht unbedingt einen Priester braucht – auch ein Diakon darf assistieren – und dass sie sich selbst Lesungen aussuchen und Fürbitten formulieren dürfen.

Wo treten bei konfessionsverschiedenen Eheleuten dann im Alltag die Unterschiede zutage?

Kafka: Man muss sich als Paar überlegen, wie man die Kinder erziehen will. Und dann stellt sich jeden Sonntag die Frage: In welche Kirche gehen wir?

Hat nach dem Ehevorbereitungskurs bei Ihnen schon mal jemand gesagt: „Wir heiraten lieber doch nicht kirchlich“?

Kafka: Nein. Das Extremste, was wir erlebt haben, war, dass ein Paar alles schon geregelt und gebucht hatte, aber den Pfarrer vergessen hatte, und das Ganze sollte in 14 Tagen stattfinden – sie mussten die Hochzeit dann verschieben.

Informationen rund um die Angebote zur Ehevorbereitung in der Erzdiözese unter: www.ehevorbereitung-muenchen.de

Die Autorin
Stefanie Schmid
Radio-Redaktion
s.schmid@michaelsbund.de