Hannah im Encuentro

Tranquilo!

Ein ganzes Jahr lang kümmert sich Hannah Hintermaier im Encuentro um die Indianer-Kinder von Puyo. Keine einfache Aufgabe, hat unser Redakteur Paul Hasel herausgefunden. Er hat die Freiwillige aus Traunstein in der Einrichtung besucht.

Hannah Hintermaier mit ihren Kindern im Encuentro in Puyo © Sankt Michaelsbund/Hasel

Puyo – Ohrenbetäubender Kinderlärm. Es ist gerade Mittagsessenszeit im Encuentro. Gut 200 Kinder tummeln sich im Speisesaal. Und mittendrin an der Essensausgabe: Hannah Hintermaier aus Tacherting im Landkreis Traunstein. Die 19jährige ist mit dem Freiwilligendienst „Weltwärts“, an dem sich auch das Erzbistum München und Freising beteiligt, nach Ecuador gekommen. Seit Mitte September arbeitet sie im Encuentro, was übersetzt so viel wie Begegnung heißt.

Die kirchliche Einrichtung für Kinder und Jugendliche hat drei Schwerpunkte: Schule, Nachmittagsbetreuung und verschiedene Workshops zur Berufsvorbereitung. Hannah betreut zurzeit die Erstklässler am Nachmittag und hilft ihnen bei den Hausaufgaben. Das ist wichtig, denn in der Regel halten die Indigenen, die aus dem Regenwald nach Puyo gekommen sind, nicht viel von Bildung. Sie suchen einfach nur Arbeit, viele von ihnen scheitern. Dass wenigstens die Kinder eine Perspektive haben, dazu wollen die Dominikanerinnen im Encuentro ihren Beitrag leisten.

Sehnsucht nach Blasmusik

Als ich Hannah im Encuentro begrüße, ist sie schon schwer im Stress. 17 Erstklässler hat sie heute bei der Hausaufgabenbetreuung. Die Kinder malen und jeder will etwas von Hannah. Da fällt dann schon mal ein kräftiges „Tranquilo“, auf Deutsch: seid endlich ruhig. Als es etwas leiser ist, frage ich sie, was sie hier in Puyo am meisten vermisst. „Die Blaskapelle zuhause“, antwortet Hannah. Trompete spielen ist ihr Hobby, das sie während ihres Freiwilligendienstes vernachlässigen muss. Neben der Blasmusik vermisst sie auch schon mal die kühleren Tage. Manchmal wache sie morgens auf und denke sich: „Schon wieder Sonne“.

Auf die Frage, was sie wohl von Ecuador vermissen wird, wenn sie wieder zurück in Oberbayern ist, sagt sie spontan: die Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen, so etwas gebe es in Deutschland nicht. Mit der Sehnsucht nach der ecuadorianischen Lebensart kann sich Hannah aber noch ein bisschen Zeit lassen. Noch bis August nächsten Jahres werden sich die Kinder im Encuentro liebevoll an sie klammern. Und natürlich auch wild herumtoben. Und bis dahin von Hannah noch so manches „Tranquilo“ zu hören bekommen. (Paul Hasel)