Naporuna-Indianer

Kichwa und Chicha

Auf seiner Ecuador-Reise ist unser Redakteur Paul Hasel im Amazonasgebiet zum ersten Mal auf Indianer gestossen. Wie die Begegnung im Regenwald verlief, lesen Sie hier.

Paul Hasel mit Sr. Carmen und Kindern der Naporuna-Indianer © Sankt Michaelsbund/Hasel

Coca – Der klimatische Unterschied hätte nicht größer sein können: eben noch in der Andenstadt Quito mit ihren angenehmen Tagestemperaturen um die 20 Grad sind wir jetzt in Coca im Amazonasgebiet angekommen. Hier erwartet mich in den nächsten Tagen vor allem eines: schwitzen, schwitzen und noch mal schwitzen. Und da bewundere ich dann schon die Menschen, die hier am Napo-Fluss im Regenwald leben und das feucht-heiße Klima einfach so weg stecken können. Zu denen gehören zum Beispiel die Naporuna-Indianer. Zu Ihnen sind wir heute gefahren. Eine Stunde Schotterpiste durch den Regenwald! In ihrem Gemeinschaftshaus (eine Kirche haben sie nicht) durften wir mit den katholischen Indianern Hl. Messe feiern.

Padre Juan Carlos stand der Eucharistiefeier vor, der Ablauf des Gottesdienstes war aber fest in der Hand von Sr. Carmen. Dritter im Bunde war der Katechist der Indianer-Gemeinschaft, der die Gemeinde leitet. Schließlich kommt Padre Juan Carlos nur einmal im Monat vorbei und kann deshalb die Leitungsfunktion nicht übernehmen. Der Gottesdienst wurde in der Sprache gefeiert, die die Naporuna eigentlich sprechen: auf Kichwa. Das ist die uralte Sprache der Inka, die die Indianer vor der spanischen Eroberung angenommen hatten. Verstanden habe ich also nicht viel, aber weil der Ablauf einer katholischen Messe überall auf der Welt gleich ist, konnte ich doch das Wesentliche mitbekommen.

Die eigentliche Überraschung kam dann erst nach dem Schlußlied: eine junge Indianerin reichte uns ein Getränk, das weiß aussah und ein bisschen nach Zitrone schmeckte. Die Regenwald-Indianer nennen es Chicha. Es wird aus der Maniok-Wurzel hergestellt. Zuerst wird von den Frauen ein Maniok Puree gestampft und gekaut (!), dann wird noch der  Gärungsprozess durch Zugabe der Kanote-Wurzel in Gang gesetzt. Nach zwei Tagen wird noch Wasser dazu gegeben. Je näch Gärung kann Chicha auch alkoholisch sein. Unser Chicha hatte kein Alkohol, deshalb wollte ich schon zum zweiten Schluck ansetzen, als plötzlich unsere Übersetzerin mich warnte: nicht weitertrinken! Denn das Problem bei Chicha sind nicht die Wurzeln aus dem Regenwald, sondern das Wasser. Das ist für meinen feinfühligen europäischen Magen zu gefährlich. Und so blieb es leider nur bei einem Höflichkeitsschluck. Chicha ist eben doch nur etwas für echte Indianer. (Paul Hasel)