Bedrohung der Indigenen

Die Rolle der Erdöl-Firmen

Die spanische Firma Repsol fördert seit über 20 Jahren Erdöl im ecuadorianischen Regenwald. Und versucht dabei, den Stamm der Waorani beim Abbau miteinzubeziehen. Das Vorgehen ist umstritten.

Milton Aulestia und Silvia Macias vermitteln zwischen Repsol und den Waorani-Indianern © Sankt Michaelsbund/Hasel

Quito – Nach zwei Tagen in Quito heißt es auch schon wieder Abschied nehmen. Wir verlassen die Hauptstadt und fahren heute nach Coca zu den Waorani-Indianern. Auf den Besuch der Indigenen haben wir uns im Vikariat intensiv vorbereitet. Denn die Waorani haben in den letzten 20 Jahren ein Experiment durchlaufen. Die Firma Repsol, die auf dem Gebiet des Stammes in den letzten Jahrzehnten Erdöl gefördert hat, ist auf die Indianer zugegangen und hat versucht, sie beim Abbau des flüssigen Goldes miteinzubinden. Sogenannte Vermittler von Repsol sorgen dafür, dass die Waorani von der Erdölförderung profitieren. Silivia Macias und Milton Aulestia sind solche Repsol-Aktivisten. Sie haben unserer Adveniat-Journalistengruppe erzählt, dass Repsol angeblich nur das Beste für die Indianer will. Von den Gewinnen aus der Erdölförderung zahlt das Unternehmen den Indigenen Maßnahmen für Bildung, Gesundheit und Infrastruktur. Die Zahl der Woarani soll durch die Wohltaten von Repsol sogar gestiegen sein, berichten und Macias und Aulestia.

Solche Unternehmensaktivitäten in den Fördergebieten des Regenwaldes sind aber auch umstritten. Im Endeffekt sei das doch das Gleiche wie vor hunderten von Jahren, als die spanischen Eroberer die Einheimischen mit Glasperlen bestochen hätten, sagt uns die Menschenrechtlerin Maria Eugenia Garces. Letzen Endes zerstöre das Erdöl die gesellschaftlichen Strukturen der Indigenen. Moderne Geschenke wie Bildungseinrichtungen seien nur ein Trick.

Wer hat nun Recht? Die Vertreter von Repsol oder die, die den Indianern ihr Recht auf Unabhängigkeit bewahren wollen und deshalb die Erdölförderung ablehnen? Das wollen wir jetzt selber herausfinden. Gut vier Stunden dauert die Fahrt mit dem Kleinbus in den Regenwald nach Coca, vorbei an großen Erdölraffinerien, mit denen die Waorani zwangsläufig leben müssen. Das Abenteuer Regenwald kann beginnen! (Paul Hasel)