Salzburger Hochschulwochen

Theologe Schockenhoff für Lebenswerk ausgezeichnet

Der Moraltheologe Eberhard Schockenhoff hat bei den Salzburger Hochschulwochen den Theologischen Preis für sein Lebenswerk erhalten. Die Begründung der Jury erfahren Sie hier.

Preisträger Professor Eberhard Schockenhoff mit Laudatorin Annette Schavan (2.v.r.) und der Jury des Theologischen Preises der Salzburger Hochschulwochen. © SMB/Schlaug

Salzburg - Er gilt als eine der profiliertesten Stimmen der deutschen Moraltheologie: Professor Eberhard Schockenhoff von der Universität Freiburg. Für sein Lebenswerk wurde der 64-jährige Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit dem Theologischen Preis der Salzburger Hochschulwochen ausgezeichnet. Am Mittwochabend wurde ihm der Preis bei einem großen Festakt in Salzburg übergeben.

Als "öffentlicher Intellektueller" habe er unter anderem bioethische Debatten angestoßen und mit seiner Stimme geprägt, hieß es in der Begründung der Jury. Schockenhoff habe sich nie hinter "Schreibtischgelehrtheit" versteckt, sondern seine theologische Expertise stets "engagiert in gesellschaftlich, kirchlich und politisch virulente Diskurse der Gegenwart eingespeist, dort bewährt, auch weiterentwickelt".

Orientierung bei ethischen Fragen

Laudatorin Annette Schavan, Deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, hob die Persönlichkeit des Preisträgers hervor. Sie schätze an ihm den Priester, der eng mit seiner Gemeinde und Kirche verbunden sei, und zugleich den politischen Menschen, der durch seine öffentlichen Auftritte den Christen Orientierung gebe. Schockenhoff sei stets auch ein wertvoller Ansprechpartner für die Politik gewesen, etwa bei Fragen zur Embryonenforschung, sagte Schavan gegenüber mk online.

Als Bildungs- und Forschungsministerin habe sie oft mit dem Theologen zu tun gehabt, der 15 Jahre lang dem Nationalen und später Deutschen Ethikrat angehörte. „Schockenhoff hat die Fähigkeit, viele widerstreitende Positionen in einer Debatte abzuwägen. Das, was er macht, ist nicht Einmischung, sondern guter Rat und Begleitung. Er ist ein politischer Mensch im besten Sinne“, betonte Schavan.

Zuversicht und Mut

Schockenhoff selbst hat seine Arbeit im Ethikrat immer als Chance gesehen, den Positionen der Kirche Gehör zu verschaffen. „Auch dort, wo die kirchlichen Ansichten keine gesellschaftliche Mehrheit gefunden haben, haben wir doch Aufmerksamkeit für sie erreicht“, sagte Schockenhoff im Interview mit mk online.

Aus den aufgeheizten politischen Debatten der Gegenwart dürften sich Kirche und Theologie nicht heraushalten, vielmehr hätten sie die Aufgabe, Argumente zu liefern, „die aufgrund ihrer rationalen Überzeugungskraft für sich sprechen“, so Schockenhoff. Kirche könne das Bild vom Menschen einbringen, wonach sich jeder Einzelne der Liebe Gottes sicher sein kann, und das zu grundsätzlichem Optimismus berechtigt. Der christliche Glaube könne so bei den existentiellen Fragen des Lebens – etwa bei Krankheit, Tod oder Schuld – „ein Wort der Zuversicht und des Mutes bereithalten“, betonte Schockenhoff.

Hinausgehen und das Evangelium verkünden

In seiner Dankesrede unterstrich Schockenhoff die Bedeutung der Öffentlichkeit für Kirche und Theologie. Die Botschaft Jesu sei es schließlich, hinauszugehen und allen Menschen das Evangelium zu verkünden. Insofern widerspräche es dem Wesen und Auftrag der Kirche, "wollte sie sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um ihren Glauben nur in einer abgeschlossenen Sonderwelt zu leben". Dabei sei die Theologie nicht ein Handlanger des römischen Lehramtes, dem sie zu dienen habe. (Klaus Schlaug/KNA)


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Klaus Schlaug
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