Theologe Eberhard Schockenhoff:

Kritik an Großbritanniens geplanten Eingriffen in das Erbgut

Großbritannien plant Eingriffe in das Erbgut von Embryonen, um Fehlgeburten besser erforschen zu können. Der Freiburger Theologe Eberhard Schockenhoff verurteilt dies.

Freiburger Theologe Eberhard Schockenhoff kritisiert Großbritaniens geplante Eingriff in das Erbgut (Bild: kna) © kna

Freiburg (KNA) Der Freiburger Theologe Eberhard Schockenhoff hat die in Großbritannien geplanten Eingriffe in das Erbgut von Embryonen als ethisch fragwürdig verurteilt. Von den Experimenten sei nicht nur das Genom eines Einzelnen betroffen, sondern - im Falle der Fortpflanzung - künftige Generationen. "Niemand kann heute seriös die Folgen abschätzen. Es ist, als ob ich in einen Zug einsteige, aus dem ich nicht mehr herauskomme und von dem ich nicht weiß, wohin er fährt", sagte Schockenhoff am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg.

Schockenhoff, der im März nach acht Jahren aus dem Deutschen Ethikrat ausscheiden wird, sprach von einer dramatischen Entwicklung und einem drohenden Tabubruch. Großbritannien habe schon mehrfach Vorstöße zu bioethischen Grenzziehungen torpediert, "etwa mit seiner Weigerung zu einem eindeutigen Klonverbot".

Die Gesamtsituation bei ethischen Grenzziehungen bewertete er indes positiv. So habe Frankreich zentrale Elemente des deutschen Embryonenschutzgesetzes übernommen und sich klar von der liberalen britischen Praxis abgesetzt. Mehrere europäische Länder hätten zudem ein Verbot der Tötung auf Verlangen beschlossen. "Das zeigt doch, dass sich nüchternes Argumentieren lohnt und wir im internationalen Vergleich keineswegs auf verlorenem Posten stehen."

Britische Forscher hatten zuletzt die Erlaubnis erhalten, durch ein neues Verfahren die Erbanlagen von Embryonen zu verändern. Sie wollen nach eigenen Angaben die Grundlagen von Fehlgeburten erforschen. (kna)