Kirche und Öffentlichkeit

Papst Franziskus als Trumpfkarte

DBK-Pressesprecher Matthias Kopp hat bei den Salzburger Hochschulwochen über das zunehmende Akzeptanzproblem der Kirche in der Öffentlichkeit gesprochen. Dabei erklärte Kopp auch, was Papst Franziskus bei seinen Auftritten richtig macht.

Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz © imago

Salzburg – „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort“, heißt es im ersten Petrusbrief. Rund 2000 Jahre später gilt dieser Leitsatz noch immer, besonders für die katholische Kirche. Und zwar nicht nur in der Verkündigung, sondern auch bei ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit. Diese Ansicht vertrat zumindest Matthias Kopp, Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), in seinem unterhaltsamen Vortrag am Freitag bei den Salzburger Hochschulwochen. Kopp sprach zum Thema „Kirche zwischen öffentlicher Wahrnehmung und strategischer Kommunikation“.

Der studierte Theologe ist seit 2009 Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz. Kopp räumte freimütig ein, dass die katholische Kirche zu Beginn seiner Tätigkeit – in Folge des Missbrauchsskandals 2010 und der Kontroverse um den früheren Limburger Bischof Tebartz-van Elst – in ihrer Außendarstellung „teures Lehrgeld“ bezahlt habe. 2010 zeichnete die Journalistenvereinigung „Netzwerk Recherche“ die katholische Kirche mit dem Negativpreis „Verschlossene Auster“ aus – für die „schlechteste Kommunikation“, wie es Kopp ausdrückte.

Kommunikation nur im Konsens

Der Pressesprecher konnte den Journalistenverbund aber zumindest damit beeindrucken, dass er sich den Preis damals persönlich abholte. Auf die heftige Schelte von „Laudator“ Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung habe er bei der Preisverleihung eine Art „Gegenrede“ gehalten, so Kopp. Dabei hätte er den Journalisten auch versucht zu erklären, dass sich die katholische Kirche mit Kommunikation schon von ihrer Struktur her schwerer tue als durchregierte Konzerne wie die Telekom oder Deutsche Bahn. Schließlich gebe es in Deutschland 27 Bistümer mit 27 autonomen Bischöfen. „Auch der Vorsitzende, Kardinal Marx, kann die Kommunikation nicht vorschreiben, sie kann nur im Konsens erfolgen“, sagte Kopp.

Dennoch sei in der Außendarstellung der Kirche in den vergangenen Jahren vieles besser geworden, so der DBK-Pressesprecher. Aus seiner Perspektive muss diese „offensiv, mutig und strategisch“ ausfallen. „Kirche ist nicht der heilige Rest, sondern Teil einer globalen Gesellschaft.“ Sich aus politischen Debatten wie um die „Ehe für Alle“ oder den assistierten Suizid zugunsten einer narzisstischen theologischen Nabelschau herauszuhalten, sei keine Option, betonte Kopp. Laut einer aktuellen Allensbach-Umfrage würden zwar rund 80 Prozent der Deutschen „an so etwas wie Gott“ glauben und über 90 Prozent die Arbeit der Caritas gutheißen, dennoch habe Kirche in der Öffentlichkeit längst ein Akzeptanzproblem. Laut der Umfrage hielten nur 2,6 Prozent der Bevölkerung die Sexualmoral der Kirche noch zeitgemäß.

Blanker Hass

In den Sozialen Netzwerken schlägt ihren Vertretern immer häufiger blanker Hass entgegen. Rund 500 Mails erreichten die Pressestelle der DBK pro Tag, nicht selten beinhalten sie wüste Beschimpfungen. Es sind aber laut Kopp auch viele Anfragen von verunsicherten Gläubigen darunter, die im Internet „Fakenews“ zum Thema Kirche aufgeschnappt hätten. Die Kirche könne nur dagegenhalten, indem sie ihre Positionen klar kommuniziere und Öffentlichkeit auch inszeniere.

Die große Trumpfkarte in diesem Zusammenhang sei Papst Franziskus, der „Protokoll-Schreck des Vatikans“, so Kopp. Der Heilige Vater sei ein Meister darin, Bilder zu inszenieren und darüber seine Botschaften in die Welt zu tragen. Kopp erinnerte daran, wie Papst Franziskus mit den Staats- und Regierungschefs Europas jüngst das 60. Jubiläum der Römischen Verträge feierte, sie dann scheinbar spontan in die Sixtinische Kapelle lotste und dort zum Pressefoto unter Michelangelos „Jüngstes Gericht“ drapierte. Oder wie der sonst stets gut gelaunte Franziskus beim Aufeinandertreffen mit US-Präsident Donald Trump mit versteinerter Miene für die Fotografen posierte.

"Durch die Decke geschossen"

Doch auch die Kirche in Deutschland könne Erfolge in der Außendarstellung vorweisen, referierte Kopp. Zunächst sei da einmal ihr Vorsitzender, Kardinal Reinhard Marx, „der vor jeder Kamera unfallfrei agieren kann und nie um eine Antwort verlegen ist.“ Auch die Hochzeits-App der katholischen Familienverbände sei ein erfolgreiches Format, das heiratswilligen Paaren begleitend und nicht belehrend zur Seite stehe. „Durch die Decke geschossen“ sei zudem das Video-Format „Valerie und der Priester“. Darin wurde ein junger Priester ein Jahr lang von einer kirchenfernen Journalistin begleitet und interviewt. Das Format, das mutmaßlich auch dem Heiligen Petrus gefallen hätte, wird nun von weiteren Bischofskonferenzen in Europa aufgegriffen.

Der Autor
Klaus Schlaug
Online-Redaktion
k.schlaug@michaelsbund.de