Salzburger Hochschulwochen

Spiegel-Chef über Trump und Lügenpresse

Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer hat bei den Salzburger Hochschulwochen den Zusammenhang von Demokratie und Pressefreiheit herausgestellt. Auch auf den Vorwurf der "Lügenpresse" ging er ein.

Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer (Archivbild) © imago

Salzburg – Eine Vorlesung zum Thema Pressefreiheit und Demokratie kommt in diesen Tagen natürlich nicht an Donald Trump vorbei. Der US-Präsident, der sich laut eigener Aussage in einem „Krieg“ mit den Medien befindet, war auch am Mittwoch bei den Salzburger Hochschulwochen das große Thema. Zumal Referent Klaus Brinkbäumer, Chefredakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, Trump schon persönlich getroffen hat. In seiner Zeit als USA-Korrespondent für das Blatt vor rund zehn Jahren sei er Trump begegnet und habe ihn als „arrogant, egozentrisch und ein bisschen vulgär“ erlebt, berichtete Brinkbäumer.

Die US-Medien – mitsamt Aushängeschildern wie der "New York Times" oder der "Washington Post" – hätten im Umgang mit dem Wahlkämpfer Trump auf ganzer Linie versagt, so das harte Urteil des Journalisten. „Wie Boulvardmedien haben sie seine Botschaften staunend verbreitet.“ Geschickt habe es Trump verstanden, Tabus einzureißen und die Regeln der Politik außer Kraft zu setzen. Seine Ausfälle gegen Minderheiten habe er etwa seinen Anhängern als Botschaft verkauft, gegenüber Kritikern jedoch als Witz abgetan, und sich somit schwer angreifbar gemacht. Erst seit dem Wahlsieg Trumps würden die US-Medien ihre Kontrollfunktion wieder besser wahrnehmen und Trumps Einlassungen mit Fakten und harter Recherche begegnen, so Brinkbäumer.

Keine "Lügenpresse"

In seinem Vortrag wies der Spiegel-Chefredakteur auch den Vorwurf zurück, die deutschen Medien hätten auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, im Sommer 2015, euphorisch die sogenannte „Willkommenskultur“ propagiert und mögliche negative Auswirkungen der Zuwanderung – Stichwort „Lügenpresse“ – unter den Tisch fallen lassen. Schon früh habe „Der Spiegel“ in diesem Zusammenhang auch auf bürokratisches Versagen, Kontrollverlust an den Grenzen und eine Art „Staatsohnmacht“ hingewiesen, betonte Brinkbäumer. Lediglich die Titelbilder des „Spiegel“ hätten diese Aspekte anfangs zu wenig aufgegriffen. Es sei aber durchaus Aufgabe der Medien, Menschen, die vor Kriegen fliehen, „empathisch und neugierig recherchierend“ zu begleiten.

Die rasante Entwicklung der Medienlandschaft und der Sozialen Netzwerke stelle die traditionellen Publikationen und auch die Politik vor große Herausforderungen. „Die Verbreitung der Wahrheit ist nicht mehr an publizistische Verlage gebunden und die Verbreitung der Unwahrheit ist genauso frei möglich“, erklärte Brinkbäumer. Die Verantwortung der Medien habe zugenommen. „Strukturelle Kompromisse reichen nicht aus, Mittelmäßigkeit auch nicht.“ In Zeiten, wo Algorithmen zu Chefredakteuren werden, müssten Journalisten mit genauer Recherche, Urteilskraft und einem souveränen Umgang mit Fehlern dagegen halten. Dafür gab es lang anhaltenden Applaus vom Publikum. (Klaus Schlaug)