Es wurde immer wieder Kritik laut, dass der Synodale Weg die Reformthemen auf hohem theologischem Niveau diskutiert. Können Katholikentage hier die Rolle des Übersetzers für die „normalen Katholiken“ übernehmen?
Frings: Ich glaube, wir sind unentwegt aufgefordert, Übersetzungsarbeit zu leisten. Wir müssen dabei immer an zwei große Zielgruppen denken. Auf der einen Seite müssen wir kirchenrechtlich satisfaktionsfähig sein, d.h. wir müssen so formulieren, dass wir in der Weltkirche überzeugen können. Aber gleichzeitig gilt es, das Antlitz der Kirche und das Vertrauen in diese Kirche nicht aus dem Blick zu verlieren. Und dafür ist es dringend notwendig, von jedem und jeder verstanden zu werden. Und das sage ich vor allem als einer, der selbst kein Theologe ist, sondern Politikwissenschaftler. Auch ich brauche oft viel Zeit, diese Texte ansatzweise zu verstehen. Wir machen diese Übersetzungsarbeit ja nicht nur auf dem Katholikentag, sondern in verschiedenen Formaten, zum Beispiel in den Akademien, Kirchengemeinden und Verbänden. Wir sind also die ganze Zeit dabei, die Themen des Synodalen Weges an die Basis zu bringen, und dazu gehört eben auch ganz prominent der Katholikentag. Ich möchte auch noch daran erinnern, dass die Pandemie in den vergangenen zwei Jahren den Austausch, den wir uns erhofft hatten, nicht ermöglicht hat. Wir hatten uns eine große Begegnungs-Kampagne überlegt, um in die Diözesen hineinzukommunizieren, was der Synodale Weg will, und was er bereits erreicht hat. Das war nur schwer möglich. Insofern ist es umso erfreulicher, dass wir jetzt wieder analog in Stuttgart zusammenkommen können.
Noch steht nicht fest, wie man Synodalität langfristig gestalten will. Aber in irgendeiner Form wird es nach dem Synodalen Weg weitergehen, das scheint doch sicher zu sein. Wird eine dauerhaft etablierte Synodalität sich in irgendeiner Form auf die Gestaltung der Katholikentage der Zukunft auswirken?
Frings: Ich glaube nicht. Die Katholikentage werden im Großen und Ganzen ihrer Tradition treu bleiben. Wir wollen weiterhin über gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und vor allem kirchenpolitische Fragen sprechen. Das ist die Agenda, die gesetzt bleiben soll. Über die Fragen der Umsetzung muss natürlich alle zwei Jahre mit dem Bistum, in dem der Katholikentag stattfindet, neu verhandelt werden. Wir schauen da sehr konkret ins Regionale. Daneben wird es aus meiner Sicht nach dem Synodalen Weg synodale Strukturen geben müssen, die dafür sorgen, dass zukünftig nicht immer alles getrennt zwischen Laien und Bischofskonferenz verhandelt werden muss. Ich glaube, dass das auch nicht mehr zeitgemäß ist, denn selbst engagierte Katholikinnen und Katholiken verstehen nicht immer zwangsläufig, wann welche Gremien sprechen. Die Beratungen dafür laufen gerade auf dem Synodalen Weg, damit nicht nach der fünften Synodalversammlung im nächsten Jahr Schluss ist, sondern dass dieser positive Geist, hinter den wir nicht zurückfallen wollen, eine Fortsetzung findet. Die Fortführung der Synodalität wird aber nicht dazu führen, dass es weniger kirchenpolitische Foren auf den Katholikentagen gibt. Beides wird sich meiner Meinung nach weiterhin gut ergänzen.