Vollversammlung in Stuttgart

Katholikenkomitee dringt auf rasche Reformen in der Kirche

"Ideenschmiede und Motor" für Veränderungen in der katholischen Kirche will das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) sein. Auch über Missbrauch, Corona und den Krieg in der Ukraine wurden bei der Vollversammlung diskutiert.

Die Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) fand in Stuttgart statt. © Harald Oppitz/KNA

Stuttgart – Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) dringt auf rasche Reformen in der Kirche. Dafür will das höchste repräsentative Gremium der katholischen Laien in Deutschland "Ideenschmiede und Motor" sein, wie Vizepräsident Thomas Söding am Dienstag bei der ZdK-Vollversammlung in Stuttgart ankündigte. Präsidentin Irme Stetter-Karp ergänzte, eine große Mehrheit der Katholiken in Deutschland befürworte grundlegende Änderungen in der Kirche.

Das vom ZdK mitorganisierte Reformprojekt Synodaler Weg werde zwar von vielen "totgesagt, aber es lebt", sagte Söding: "Die katholische Kirche kann sich bewegen. Zumindest kann sie es sich vornehmen, sich zu bewegen."

Missbrauch, Corona, Krieg

Weitere Themen am ersten Tag der Vollversammlung waren die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Kirche, die Folgen der Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine.

Allein werde Kirche die Missbrauchsaufarbeitung nicht schaffen können, zeigte sich ZdK-Präsidentin Stetter-Karp überzeugt. "Deshalb bin ich dankbar für das Positionspapier des jüngst ausgeschiedenen Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, in dem er die notwendige Unterstützung durch gesetzlich normierte staatliche Strukturen mit uns einfordert." Am Mittwoch wird Rörigs Nachfolgerin Kerstin Claus Gast bei der Vollversammlung sein.

Nach einer engagierten Aussprache über die Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche verabschiedeten die Teilnehmenden am frühen Abend einen Antrag zu dem Thema. Dieser spricht sich für mehr Investitionen in frühkindliche Bildung und Betreuung, Angebote der Jugendarbeit und in das breite Spektrum der sozialen Arbeit in der Kinder und Jugendhilfe aus. Außerdem fordert er eine bessere Unterstützung von Familien, die durch die Corona-Krise besonders betroffen sind.

Große Sorge äußerte ZdK-Präsidentin Stetter-Karp angesichts des Krieges in der Ukraine. "Schon jetzt zeigen sich weltweit erhebliche Konsequenzen, zum Beispiel für die Ernährungssicherheit", sagte sie. Das zeige sich etwa bei vielen Ländern im mittleren und südlichen Afrika, die ihren Bedarf an Getreide aus der Ukraine und Russland deckten. Stetter-Karp mahnte zugleich: "Unsere besondere Solidarität muss unverändert den Flüchtenden aus der Ukraine gelten."

Gesellschaft ohne Kirche viel schwächer

In einem Grußwort ging Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auf die Krise der Kirchen ein. Der enorme Verlust an Vertrauen und Glaubwürdigkeit "schmerzt mich als Katholik und als Politiker", sagte Kretschmann, der selbst lange Jahre dem ZdK angehörte: "Ohne starke Kirchen würde unsere Gesellschaft sehr viel schwächer." Beispielhaft verwies er auf den sozialen Einsatz für die Menschen am Rand und ihr Engagement für die Bewahrung der Schöpfung.

Am Mittwoch beginnt unmittelbar nach dem Ende der Vollversammlung der Katholikentag in Stuttgart. Das ZdK ist Veranstalter des bis Sonntag andauernden Treffens, zu dem nach aktuellem Stand bis zu 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet werden. (kna)