Katholische Kirche debattiert in Frankfurt

Synodaler Weg beschließt ersten Tag mit zwei Reformtexten

Trotz großer Anspannung im Vorfeld hat der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland am ersten Tag seiner Vollversammlung zwei Reformpapiere verabschiedet. Dabei ging es auch um eine Lockerung des Zölibats.

Kirchliche Reformbefürworter wie -gegner demonstrieren vor dem Tagungsort an der Frankfurter Messe. © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Mit großer Mehrheit votierten die teilnehmenden 210 Bischöfe und Laienvertreter für einen Grundsatztext zum Priestertum in heutiger Zeit sowie einen Text, der den Papst um eine Überprüfung der Pflicht zur Ehelosigkeit von Priestern bittet. Lockerungen zum Zölibat können nur auf Ebene der Weltkirche geregelt werden. "Gott sei Dank, dass es zu keinen Streitereien gekommen ist, dass es sehr einmütig war", kommentierte Monsignore Michael Bartmann, Sprecher des Priesterrats im Erzbistum München und Freising, das Ergebnis. Er hoffe, dass das Votum für eine Überprüfung des Pflichtzölibats im Vatikan nun entsprechend gewertet wird. "Und dass hier einach mal was weitergeht. Das ist schon lange überfällig", so Bartmann.

Großes Medieninteresse

Das Medieninteresse an der letzten beschlussfassenden Vollversammlung des Synodalen Weges ist groß: Laut Angaben der Veranstalter meldeten sich rund 150 Journalisten an. Vor Beginn des Treffens hatten mehrere Dutzend Reformbefürworter wie -gegner vor dem Tagungsort demonstriert.

Zum Auftakt der Vollversammlung warb das Präsidium des Reformdialogs um Zuversicht. Die Tagesordnung mit zehn Beschlusstexten spiegele den Willen wider, "zu sichtbaren Veränderungen zu kommen", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. "Diese Kirche verdient es, dass wir sie nicht lassen, wie sie ist." Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, betonte: "Es gab Phasen von Enttäuschung, von Wut und von Verzweiflung, aber auch Phasen der Euphorie und des gelingenden Miteinanders. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir des Vertrauens so vieler Menschen würdig waren."

Verschärfter Konflikt mit Rom

Der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof sagte gegenüber mk online, dass er am ersten Tag der letzten Vollversammlung den Eindruck einer "gesprächsbereiten Atmosphäre" gewonnen habe. "Wenn wir an den Themen bleiben und es um das Prinzip des 'Aufeinander Hörens' geht, mache ich mir keine Sorgen", so der Weihbischof.

DBK-Vorsitzender Bätzing ging in seiner Auftakt-Rede auch auf den zuletzt weiter verschärften Konflikt mit Rom ein: "Deutlich wurden dabei die große Sorge und Skepsis, mit der unser Synodaler Weg und seine Ergebnisse und Perspektiven wahrgenommen werden." Dabei reiche die Skala von einer weitgehenden Ablehnung bis hin zu einer "wohlwollenden und um Verständnis bemühten Mitsorge". Bätzing betonte: "Wir wischen all dies keineswegs vom Tisch und nehmen es sehr ernst." Der Synodale Weg sei bemüht, die "konstruktiv-mahnenden Hinweise aus Rom in unsere Überlegungen aufzunehmen".

Kirche soll in Bewegung bleiben

Konstantin Bischoff, Pastoralreferent und Pfarrbeauftragter von Herz Jesu in München, sieht in der letzten Synodalversammlung eine Arbeitssitzung, die Auswirkungen auf das Leben der Kirche in Deutschland habe könnte. Er ist als Vertreter des Berufsverbands der Pastoralreferentinnen und Pastoralreferenten in Frankfurt mit dabei. Ihm ist vor allem eine niveauvolle Kommunikation wichtig. Er hoffe, dass progressive Kräfte mit denjenigen, – vor allem auch unter den Bischöfen – die Sorgen haben, dass die Beschlüsse zu weit gehen könnten, in Einklang kommen. Am Ende der Versammlung wünscht sich Bischoff, dass sich die Synodalen „in die Augen sehen können und feststellen, dass die Kirche in Bewegung bleibt“.

Der erste Tag, der von sachlichen Debatten geprägt war, schloss am Abend mit einer künstlerischen Performance und Installation im Bartholomäus-Dom zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche und dem Umgang damit. Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals hatten die Deutsche Bischofskonferenz und der Laien-Dachverband ZdK 2019 den Synodalen Weg ins Leben gerufen.

Mit der bis Samstag laufenden Vollversammlung endet der Synodale Weg. Weitere Papiere, die beraten und verabschiedet werden sollen, beschäftigen sich unter anderem mit Segnungen für homosexuelle Paare, einer Zulassung von Frauen zu Weiheämtern und mehr Mitbestimmung von Laien. (kna/smb)