Segnungen homosexueller Paare möglich

Synodaler Weg stimmt für Reformen in katholischer Kirche

Der Synodale Weg hat am Freitag zum Teil weitgehende Reformen für die katholische Kirche in Deutschland beschlossen. Die 210 Bischöfe und Laien-Vertreter machten bei der Vollversammlung in Frankfurt etwa den Weg frei für Segnungen homosexueller Paare.

Blick in die Vollversammlung des Synodalen Weges © Synodaler Weg/Maximilian von Lachner

Zukünftig kann es in der katholischen Kirche in Deutschland Segensfeiern auch für homosexuelle Paare geben. Zivil wiederverheiratete Geschiedene sollen ebenfalls ihre Beziehung von der katholischen Kirche segnen lassen können. Das Reformprojekt Synodale Weg verabschiedete am Freitag in Frankfurt nach einer kontroversen Debatte mit einer Mehrheit von knapp 93 Prozent ein Papier, das empfiehlt, zeitnah angemessene liturgische Feiern zu entwickeln und einzuführen. Von den Bischöfen stimmten knapp 81 Prozent dafür.

Erarbeitet werden soll ist eine Handreichung für Segensfeiern für verschiedene Paarkonstellationen. Seelsorgern, die eine solche Segensfeier durchführen, dürften keine disziplinarischen Konsequenzen mehr drohen. Für alle interessierten Paare solle es zur Vorbereitung Gespräche mit Seelsorgenden und gegebenenfalls Seminare geben.

Liturgische Handreichung muss noch erarbeitet werden

Das Papier mit dem Titel "Segensfeiern für Paare, die sich lieben" betont, eine Weigerung, die Beziehung zweier Menschen zu segnen, "die ihre Partnerschaft in Liebe, Verbindlichkeit und Verantwortung zueinander und zu Gott leben wollen" sei unbarmherzig bis diskriminierend. Insbesondere weil sich dies "gnadentheologisch nicht überzeugend" begründen lasse.

Das verabschiedete Papier ist eine etwas abgeschwächte Form des ursprünglichen Textes, indem nun zunächst eine Arbeitsgruppe mit unter anderem der Deutschen Bischofskonferenz und dem Laien-Dachverband ZdK eine liturgische Handreichung erarbeiten soll.

Laien sollen predigen dürfen

Außerdem sollen künftig nicht mehr nur Kleriker in Gottesdiensten predigen dürfen, sondern auch qualifizierte und beauftragte Frauen und Männer. Ein von vielen erwarteter Eklat blieb trotz teils emotionaler Debatten und schwieriger Abstimmungsprozesse aus. Stattdessen einigte man sich mehrfach auf Kompromisse, die ursprüngliche Forderungen abschwächten.

Über einen umstrittenen Handlungstext zu mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Laien in Bistümern und Pfarreien entschied die Vollversammlung am Abend nicht mehr, sondern beschloss die Überweisung in einen noch zu gründenden Synodalen Ausschuss. Dieser soll das Papier weiterentwickeln, um es mehrheitsfähig zu machen. Der Vatikan hatte jüngst die Gründung sogenannter Synodaler Räte, also gemeinsamer Leitungsorgane von Laien und Klerikern, kategorisch ausgeschlossen. Mehrere Bischöfe, darunter der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, hatten erklärt, trotzdem daran festhalten zu wollen.

"Kontrollperson" für Missbrauchstäter

Einstimmig beschloss die Vollversammlung strengere Vorgehensweisen im Umgang mit Priestern, die sich des sexuellen Missbrauchs schuldig gemacht haben. Die Bischofskonferenz soll eine Disziplinarordnung für Priester erarbeiten. Ist die Täterschaft eines Klerikers nachgewiesen, brauche es eine per Dekret ausgesprochene Auflage zur Therapie. Außerdem soll für jeden Täter eine "Kontrollperson" eingesetzt werden, die die Therapieauflagen überprüft und den weiteren Berufs- und Lebensweg der Täter verfolgt. Zudem soll Präventionsarbeit fester Bestandteil der Ausbildung von Priestern und anderen pastoralen Mitarbeitern werden.

Ebenfalls einstimmig sprach sich der Synodale Weg in Erster Lesung für ein Papier zu "Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche" aus. Kritisiert wird darin, dass Missbrauch an Erwachsenen bei Beratungsangeboten und in Schutzkonzepten bislang nur eine untergeordnete Rolle gespielt habe.

Aufregung um Tweet von Maria 1.0

Für breite Empörung sorgte ein Tweet der konservativen katholischen Vereinigung Maria 1.0 zu einer Tanz-Aufführung zum Thema Missbrauch, die am Donnerstagabend im Frankfurter Dom im Rahmen der Vollversammlung stattfand. Maria 1.0 bezeichnete die Veranstaltung als "satanisch", sie habe den Dom "entweiht".

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Helmut Dieser, sprach von einer scheußlichen Verunglimpfung. Der Passauer Bischof Stefan Oster forderte via Instagram die Gruppierung auf, sich zu entschuldigen. (kna)