Caritas-Frühjahrssammlung

Philippe wächst im Caritas-Kinderdorf Irschenberg auf

Seit er sechs Monate alt ist, lebt Philippe im Caritas-Kinderdorf Irschenberg. Heute ist er 17 und erzählt, was ihm das Kinderdorf und die Menschen, die dort arbeiten, bedeuten.

Philippe und seine Betreuerin Selma Sala-Schug © Riffert

Philippe begrüßt seine Besucherin freundlich und bietet in der Essküche Getränke an. Er stellt den Wasserkrug und ein Glas aufden Tisch, die gefüllte Kaffeetasse steht schon bereit. Mit 17 Jahren ist er der älteste Bewohner von Haus 9 im Caritas-Kinderdorf Irschenberg und man merkt, dass er es gewohnt ist zu schauen, ob jemand etwas braucht. „Wir sind hier Hausgeschwister“, erklärt Philippe. Als Ältester achtet er vor allem auf die Kleineren im Haus. Zwischen sechs und 15 Jahre alt sind seine acht Hausgeschwister. Gerade ist weniger los, denn es ist Wochenende. Dann fahren einige zu Verwandten.

Die Kinder und Jugendlichen leben im Kinderdorf Irschenberg zusammen in stabilen Hausgemeinschaften. In Haus 9 werden sie von insgesamt sechs pädagogischen Fachkräften und einer Praktikantin betreut. An Wochentagen sind immer zwei Pädagoginnen vor Ort, in der Nacht und am Wochenende eine. So ist immer jemand für die Kinder greifbar.

Betreuerin vermittelte Sicherheit

„Ich bin im Alter von sechs Monaten hierher ins Kinderdorf Irschenberg gekommen“, berichtet er. Philippes Mutter war lange krank. So wurden er und seine älteren Geschwister außerhalb der Familie untergebracht. Später hätte er zwar wieder in die eigen Familie zurückkehren können, aber er wollte lieber im Kinderdorf bleiben. Denn zu seiner damaligen Bezugsbetreuerin hatte er eine intensive Beziehung aufgebaut. „Sie hat mir viel bedeutet und sie hat mir Sicherheit und Stabilität vermittelt“, erzählt er. Zu seiner Familie bestehen aber durchaus Kontakte. Regelmäßig besucht er eine seiner Schwestern, die in Österreich lebt. Gelegentliche Treffen gibt es auch mit anderen Familien-mitgliedern. Und über WhatsApp hält er den Kontakt zu allen, außer zum Vater, zu dem er nie Kontakt hatte.

Philippe hat vor Kurzem auf dem technischen M-Zweig der Mittelschule Miesbach seinen Realschulabschluss geschafft. Gerade ist er in der Fahrschule, denn er möchte seinen Führerschein machen. „Ich habe vor, mir dann ein älteres Auto zu kaufen, damit ich nicht immer vom Busfahrplan abhängig bin“, nickt der Jugendliche. Am Abend und an Sonn- und Feiertagen ist es auf dem Land schwierig, an ein anderes Ziel zu kommen, und noch schwieriger, wieder zurückzukommen. Was ihn aktuell besonders umtreibt, ist die Wahl einer geeigneten Berufsausbildung. „Ich habe gedacht, die Pflege könnte etwas sein, das mir gefällt. Aber da war ich psychisch im Grenzbereich. Das ist nichts für mich gewesen“, gesteht er. „Jetzt muss ich etwas anderes finden.“

Während der Ausbildung will er im Kinderdorf bleiben

Eine passende Ausbildung machen, eigenes Geld verdienen, unabhängiger werden – das ist Philippes Plan. Dann würde er auch gerne die Möglichkeit nutzen, in ein Einzelapartment im Kinderdorf umzuziehen. Da hätte er immer noch den Kontakt zu den anderen und zu den Pädagoginnen, aber er könnte schon einüben, wie das Leben später einmal sein wird: mit einer eigenen Wohnung und Pädagogen, die nur noch einige Male pro Woche nachfragen, ob er vielleicht Unterstützung braucht. Der Plan des Jugendlichen sieht auch vor, dass er bis zum 21. Lebensjahr im Kinderdorf bleibt – das ist die längstmögliche Aufenthaltsdauer.

Phillipe ist dankbar, dass er hier einen guten Ort zum Heranwachsen für sich gefunden hat. Er kommt mit allen aus und fühlt sich von den pädagogischen Fachkräften gut begleitet, vor allem von seiner aktuellen Bezugsbetreuerin Martina Krüger. Bezugsbetreuer sind zum Beispiel zuständig für Themen wie regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei Ärzten, die Beschaffung neuer Kleidung, den Kontakt zu den Familien und die Elternarbeit, die Planung von Heimfahr-Wochenenden, Hilfeplangespräche mit dem Jugendamt und vieles mehr.

Beziehungen zu den Kindern halten oft bis ins Erwachsenenalter

Heute ist Selma Sala-Schug bei ihm vor Ort, mit der er sich sehr gut versteht. „Ich bin zwar eher jemand, der nicht so viel über sich redet, aber zu Selma kann ich mit allem kommen, was mich beschäftigt.“ Sala-Schug ist 34 Jahre alt und stammt aus Miesbach. Sie war zunächst in München in der Behindertenhilfe tätig. Seit acht Jahren arbeitet sie nun im Haus 9 des Kinderdorfs Irschenberg.

„Wir sind ein tolles, stabiles Team und unsere Arbeit macht mir sehr viel Freude, weil sie sehr sinnvoll ist“, erklärt Sala-Schug. Durch die lange gemeinsame Zeit entstehen Beziehungen zu den Kindern und Jugendlichen, die oft noch lange andauern, wenn die jungen Leute schon ausgezogen sind. Dazu tragen auch die zwei gemeinsamen Ferienfreizeiten bei, die die Hausgemeinschaften miteinander pro Jahr durchführen. „Wenn man sieben, acht oder neun Tage lang gemeinsam ununterbrochen beisammen ist, dann lernen sich alle noch einmal besser kennen. Mir macht es total viel Spaß, mit den Kindern unterwegs zu sein“, strahlt die Heilerziehungspflegerin.

Ihre Kolleginnen hätten andere Vorlieben: Eine Kollegin bastle und koche sehr gerne mit den Kindern, eine
andere sei sehr sportlich und fördere sie entsprechend. „Es tut gut, dass wir alle hier unsere eigenen Talente einbringen können. So funktioniert es auch, dass wir die Kinder individuell begleiten und fördern.“ (Gabriele Riffert, freie Autorin)

Die Caritas-Frühjahrssammlung beginnt am Sonntag, 25. Februar, mit Gottesdiensten und Kirchenkollekten für die Arbeit der Caritas vor Ort. Von Montag, 26. Februar, bis Sonntag, 3. März, bitten Ehrenamtliche persönlich an den Haustüren in München und Oberbayern um eine Spende für die Caritas der katholischen Kirche. Vielerorts werden auch Spendenbriefe in die Briefkästen eingeworfen. Der Diözesan-Caritasverband München und Freising bedankt sich bei allen Spendern und Ehrenamtlichen für ihr großes Engagement. Die Spendengelder bleiben direkt
vor Ort in der Region für die Arbeit der sozialen Dienste und Einrichtungen der Caritas und für soziale Projekte
der Pfarreien.