"Himmel, Herrgott, Sakrament"

Pfarrer Schießlers Buch kommt auf die Leinwand

Ein katholischer Pfarrer vom Land übernimmt eine Münchner Gemeinde, in der die Gläubigen fehlen. Er möchte die Kirche wieder mit Leben füllen, aber seine manchmal unkonventionellen Ansätze stoßen nicht nur auf Begeisterung. Das sind die Erfahrungen des Münchner Pfarrers Rainer Maria Schießler, um die es geht. Regisseur Franz Xaver Bogner hat sie sich zum Vorbild genommen und als Miniserie für das Bayerische Fernsehen (BR) verfilmt.

Stephan Zinner in seiner Rolle als Pfarrer Hans Reiser © BR/maze pictures GmbH/Barbara Bauriedl

In Zeiten, in denen die katholische Kirche meistens mit negativen Schlagzeilen für Aufsehen sorgt, ist es vielleicht ein wenig mutig, eine TV- Serie über einen katholischen Pfarrer zu drehen. Regisseur Franz Xaver Bogner sieht aber genau das als einen guten Grund für eine solche Serie: „Weil er in der ganzen Geschichte, in der die katholische Kirche sich befindet, eine Einzelerscheinung ist, bei der man sich fragt: Was hat der jetzt an sich, dass bei ihm die Kirche voll ist und bei den anderen die Kirchen leer sind? - Was macht diesen Typen aus?“

Bogner war es vor allem wichtig, dass es sich bei dem Format um eine Unterhaltungsserie handelt. Pfarrer Rainer Maria Schießler kannte er schon von einer früheren Produktion und hatte damals direkt bemerkt, dass er ein charismatischer Mensch ist. Die Geschichten basieren zu einem Großteil aus den Erfahrungen von Schießler, aber auch aus erdachten Handlungen.

Strom läuft an der Kirche vorbei

Es gab aber noch einen weiteren Grund, weshalb Bogner die Serie umsetzen wollte: „Weil es reizvoll ist. Alles, was gegen den Strom ist, interessiert mich, und der Strom läuft momentan an der Kirche vorbei.“ Aus seiner Sicht ist Religion ein Teil der Grunderziehung.

In der Serie geht es um Pfarrer Hans Reiser. Nach einigen Jahren als glücklicher Pfarrer auf dem Land geht es für ihn nach München. Dort sorgt er für Aufsehen. Ob als Bedienung auf der Wiesn, bei der Viecherl-Segnung in seiner Kirche St. Maximilian oder im Einsatz gegen den Klimawandel. Seine Mission ist es, die Kirchenbänke zu füllen. Gespielt wird Hans Reiser von Stephan Zinner, den viele aus den Eberhofer-Filmen kennen. Die Rolle des Priesters war für ihn Neuland, nur einmal im Schultheater hatte er einen Geistlichen verkörpert.

Podcast-Tipp

Schießlers Woche

Pfarrer Rainer Maria Schießler aus München wartet nicht darauf, dass die Menschen zu ihm kommen. Er geht dorthin, wo die Menschen eh schon sind. Zum Beispiel auf das Oktoberfest, wo er jahrelang gekellnert hat. Und deshalb versteht er auch Vieles, was andere Pfarrer gar nicht erst mitbekommen. In seinem Podcast nimmt er kein Blatt vor den Mund. Er spricht über alles: Grundsätzliches, Spirituelles, aber auch kirchenpolitische Fragen.

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Veränderung tut gut

Natürlich soll Zinner in seiner Rolle als Seelsorger – mit Zölibat und allem, was dazu gehört – authentisch sein. Deshalb ging es für ihn in den Gottesdienst, natürlich zum Original, nämlich zu Pfarrer Schießler. Von seiner Art war Zinner begeistert: „Ich fand es sehr beeindruckend, weil Rainer Maria Schießler es wirklich schafft, in kurzer Zeit einen Kontakt zu seinen Gemeindemitgliedern aufzubauen, und man merkt, dass er einen Zugang zu ihnen findet.“ Zinner habe davor hohen Respekt gehabt. Zur Vorbereitung auf die Serie habe er mit Schießler viele Gespräche geführt und sich einiges von ihm erklären und zeigen lassen.

Für ihn ist es vor allem wichtig, dass Kirchenvertreter mit Gläubigen mehr auf Augenhöhe in Kontakt treten: „Das muss man auch, weil es die Kirche sonst in Zukunft nicht mehr geben wird.“ Er wünscht sich, dass sich in der Kirche in den nächsten Jahren etwas ändert. In den Gemeinden, in denen die Kirchen voll seien, sehe man, dass Veränderung guttue und die Menschen kämen. Den Grundansatz von Religion findet er großartig.

Große Ehre für Pfarrer Schießler

Eine Serie, die auf der Handlung seines Buches basiert, findet auch Rainer Maria Schießler toll - für den Seelsorger ist es eine große Ehre: „Ich war völlig gespannt, ich habe vorher nur kurze Ausschnitte gesehen.“ Für ihn war es erheiternd, ergreifend und still an den passenden Momenten. Im Anschluss habe er zu Bogner gesagt: „Ich war überwältigt.“

Er selbst hat in der Serie auch einen kurzen Auftritt. Gleich in der ersten Folge spaziert er mit seinem Hund an der Kirche vorbei. Von der Besetzung der Serie zeigt er sich begeistert. An den Drehbüchern schrieb Schießler nicht mit, aber er diente für die Serie als theologischer Berater und war dankbar, dass man ihn diesbezüglich gefragt und eingebunden hatte.

Die neue Serie „Himmel, Herrgott, Sakrament“ über Pfarrer Schießler läuft ab dem 27. Oktober an drei aufeinanderfolgenden Freitagen in Doppelfolge um 20.15 Uhr im Bayerischen Fernsehen. Sie sind ab jetzt bereits in der Mediathek zu sehen. Und wer Pfarrer Schießler im wirklichen Leben kennt, weiß: Die Geschichten aus seinem Berufsalltag werden auch auf dem Bildschirm alles andere als langweilig sein.

Buchtipp

Rainer Maria Schießler: Himmel - Herrgott - Sakrament

»Auftreten statt austreten« - lautet der Appell von Rainer Maria Schießler. In einer Zeit, in der so viele Menschen wie nie die katholische Kirche verlassen, gelingt es dem bundesweit bekannten Münchner Stadtpfarrer, dass seine Gemeinde wächst und sich für den Gottesdienst begeistert. Sein Rezept heißt Klartext. Oft werden seine Predigten zu Ökumene und Zölibat beklatscht.

19.99 € inkl. MwSt.

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Volontärin
Pauline Erdmann
Münchner Kirchenzeitung
p.erdmann@michaelsbund.de