Schlagzeilen liefert die katholische Kirche dieser Tage genügend. Meist nicht so erfreuliche. Da herzugehen und für den Bayerischen Rundfunk eine komödiantische TV-Serie über einen ihrer Protagonisten zu drehen - dafür braucht es vermutlich einen wie Franz Xaver Bogner (74). Der bayerische Regisseur von Kultserien wie "Irgendwie und sowieso" oder "München 7" ließ sich als "intensiv ausgebildeter Ministrant" darauf ein. Auch wenn er einst mit dem Auswendiglernen des lateinischen Stundengebets seine Schwierigkeiten gehabt hat, wie er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) verriet.
Die eigentliche Idee aber kam von Produzent Philipp Kreuzer. Der Bestseller "Himmel, Herrgott, Sakrament" des Münchner Pfarrers Rainer Maria Schießler gefiel ihm so gut, dass er ihn Bogner für eine neue Produktion gleichen Titels ans Herz legte. Der griff die darin enthaltenen Geschichten auf und schrieb für einen Teil der sechs Folgen von jeweils 45 Minuten die Drehbücher. Herausgekommen ist keine "Blabla"-Serie, wie Bogner betont. Das Ganze gehe ein wenig tiefer, "auch wenn man es als Komödie macht oder gerade deswegen".
Schießler hat nicht am Drehbuch mitgeschrieben
Schießler selbst hielt sich zurück: Vertrauen gegen Vertrauen, lautete seine Devise. Dabei stand er schon mehrmals, nicht nur bei Bogner, in Fernsehfilmen als Pfarrer vor der Kamera. Bei der BR-Daily-Soap "Dahoam is dahoam" hat es der Geistliche seit drei Jahren sogar zum "Generalvikar Kaiser" gebracht. In der neuen Serie spielt Stephan Zinner (48) den Priester Hans Reiser, einen unkonventionellen Pfarrer vom Land, der eine Münchner Problemgemeinde übernimmt. Gähnende Leere, Kirchenaustritte sind dort an der Tagesordnung. Reiser will das mit seiner den Menschen zugewandten Art verändern und die Gemeinde wieder mit Leben erfüllen. Seine Methoden kommen an.
Für den unter anderem aus dem Münchner "Polizeiruf", den Eberhofer-Filmen und aus dem Nockherberg-Singspiel als "Markus Söder" bekannten Schauspieler ist die Priester-Rolle fast eine Premiere. Nur im Schultheater habe er mal den "Pastor Riesling" in "Das Haus von Montevideo" verkörpert. Um sich auf die jetzige Rolle vorzubereiten, besuchte er die "Show" von Schießler in Sankt Maximilian. "Die Bude war voll, die Stimmung gut, die Leute waren interessiert an der Botschaft", fasst Zinner seinen Eindruck von dem Gottesdienst zusammen. Die Grundenergie und die Art, wie es "der Rainer" mache, habe was und der Erfolg gebe ihm recht.
Stephan Zinner spielt bayerischen Pfarrer
Zinner, aus der evangelischen Kirche ausgetreten, hat nur beste Erinnerungen an seine Jugendzeit im vorwiegend katholischen Trostberg. Bei den "Kolping-Leuten" habe er, wenn es ums Theater ging, natürlich mitgespielt, auch seine Schülerband sei konfessionell gemischt gewesen. Heute stuft er sich als "neutral" ein. Von außen könne er deshalb sagen: Klar könne man sich streiten, aber so wie es Schießler mache, das sei eben eine Möglichkeit. "Und vielleicht muss man das einfach mal akzeptieren und zulassen, damit der Laden auch eine Zukunft hat." Denn die Leute würden ja durchaus suchen.