Ausstellung

Paradiesdarstellungen im Alten Schloss Schleißheim

Wie werden religiöse Feste und Riten in Christentum, Islam, Buddhismus und Judentum künstlerisch dargestellt? Das zeigt eine Ausstellung der leidenschaftlichen Sammlerin Gertrud Weinhold.

Im Alten Schloss Schleißheim ist die Ausstellung der leidenschaftlichen Sammlerin Gertrud Weinhold zu sehen. © IMAGO/imagebroker

München – Gertrud Weinhold war eine leidenschaftliche Sammlerin religiöser Kunstwerke. Doch nicht auf die wert- und prunkvollen Objekte aus großen Kirchen hatte es die 1992 verstorbene Berliner Mäzenin abgesehen. Ihr Fokus lag auf dem „Evangelium aus dem Haus der Du und Ichs“, wie Weinhold es nannte. Es ging ihr also um Werke einfacher Handwerker aus allen Teilen der Welt, vor allem aus Osteuropa, die sich jeder leisten kann. Mit ihrer ökumenischen Sammlung „Das Gottesjahr und seine Feste“ wollte Weinhold abbilden, wie religiöse Feste und Riten in Christentum, Islam, Buddhismus und Judentum künstlerisch dargestellt werden. Die Ausstellung hat Weinhold noch selbst konzipiert, die Vitrinen wurden von ihr bestückt, auch die Farbgestaltung geht auf ihre Ideen zurück.

Lebenswirklichkeit beeinflusst Gestaltung der Krippen

Bereits seit 1984 wird Weinholds Sammlung im Alten Schloss in Schleißheim ausgestellt. Die als Rundgang ausgelegte Ausstellung beginnt mit der Geburt Christi, die aus weltweiter Perspektive gezeigt wird. So gibt es über hundert Krippen aus Europa, Afrika, Nordamerika und Asien zu sehen. Damit wollte Weinhold darauf hinweisen, wie unterschiedlich ein- und dieselbe Geschichte – die Geburt Jesu – in den verschiedenen Teilen der Welt erzählt wird. Dabei fällt auf, dass die Künstler die Sitten und Gebräuche ihrer Lebenswirklichkeit in die Gestaltung der Krippen haben einfließen lassen. Während die Krippen aus Afrika aus Baumstämmen geschnitzt wurden, wurden die Figuren aus der Provence aus Keramik angefertigt. Eine der ausgestellten Krippen soll gar aus dem Besitz der österreichischen Kaiserin Sisi stammen. Dem gegenüber steht die beklemmend gestaltete Krippe eines bäuerlichen Bildschnitzers aus Auschwitz, die an die Schreckenstaten des Holocaust erinnert. Mit derlei Ausstellungsstücken bekommt Weinholds Sammlung auch eine politische Dimension.

Osterzeit bildet Schwerpunkt der Ausstellung

Der Lebensweg Jesu wird in einzelnen Stationen abgebildet: von der Flucht nach Ägypten, die mit unterschiedlichsten Techniken dargestellt wird, bis hin zum jungen Jesus, der als Hirte das Lämmchen beschützt. Mit dem Hirtenstab, der aussieht wie ein Kreuz, wird bereits das Sterben Jesu als Lamm Gottes angedeutet. Die Osterzeit bildet einen weiteren Schwerpunkt der Ausstellung. Zentraler Aspekt ist dabei das Ei als Symbol des Lebens, das auf der ganzen Welt unterschiedlich religiös interpretiert wird. Ikonen aus dem orthodoxen Raum sowie Souvenirs von Wallfahrten sind ebenfalls vertreten. Zu Pfingsten ist das Symbol der Taube von entscheidender Bedeutung, das dann zu Vorstellungen über das Paradies führt.

Die Paradiesvorstellungen aus Islam und Christentum werden mit Darstellungen des Lebensbaumes oder einer Zypresse und einem Weinstock auf großen Wandteppichen abgebildet. Aber auch kindgerechte Inszenierungen wie die Vision aus dem Buch des Propheten Jesaja, in der wilde Tiere friedlich mit den Lämmern weiden, sind hier in einer riesigen Vitrine dargestellt. Daneben ist eine naive, fast putzige und kindlich Darstellung derselben Szene mit Tierfiguren platziert, zum Beispiel ein Krokodil oder ein Schwein, die von einem einfachen Handwerker geschnitzt wurden.

Unterschiedliche Darstellungen des Paradieses zu sehen

Das Motiv des Baumes als Symbol für das Leben und als Erinnerung an Weihnachten spielen eine wichtige Rolle in der Weinhold-Sammlung, da sie auf Paradiesvorstellungen verweisen. Im Christentum wird das Paradies eher einfach und fast schon sachlich erklärt, nämlich mit der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Garten Eden. Dieser steht für das sorgenfreie Leben miteinander, das das Vorhandensein von Gut und Böse ausschließt und Vollkommenheit symbolisiert.

Mit einer großen Vitrine wird das Schaffen polnischer Volkskünstler gewürdigt, die unterschiedlichste Darstellungen über die Vertreibung aus dem Paradies und die Versuchung angefertigt haben. Dass es sich dabei nicht um Profis, sondern um Bauern handelt, die ihre Werke als Nebenerwerb angesehen haben, macht den Reiz dieser Ausstellungsstücke aus. (Maximilian Lemli, Volontär beim Michaelsbund)