"Sail" von Mahbuba Maqsoodi

Afghanischen Künstlerin schafft Glaskunstwerk für missio München

Segel, Bewegung, Kraft - das waren die Inspirationen für die Künstlerin Mahbuba Maqsoodi. Ihr Werk ist im "Haus der Weltkirche" dem Sitz von missio München zu bewundern.

Das Glaskunstwerk „Sail“ der afghanischen Künstlerin Mahbuba Maqsoodi ziert nun den Konferenzraum unter dem Dach von Missio München. © Barbara Donaubauer/Atelier Maqsoodi (25052022)

Sie tanzen miteinander, sie wenden sich voneinander ab, sie begegnen sich oder lösen sich auf – in einem Wirbel aus kräftigen Farben. Sie haben keine Gesichter, ihre Konturen sind fließend. Dazwischen spiegelt sich das eigene Gesicht und wird gebrochen in schimmernden Farbspielen.

„Sail“, auf Deutsch „Segel“, heißt das Werk der afghanischen Künstlerin Mahbuba Maqsoodi. Es füllt die gesamte Rückseite des Konferenzraumes und einen Teil der Seitenwand im fünften Stock des „Hauses der Weltkirche“, dem Sitz von Missio München. Das Internationale Katholische Missionswerk hatte die Künstlerin beauftragt, den großen und eher nüchternen Raum zu gestalten – und hat ihr dabei freie Hand gelassen.

„Farbe ist meine Sprache!“

Schon als sie die Dachschrägen gesehen hatte, dachte Maqsoodi an ein Segel, an Bewegung und „an die Kraft, die wir alle brauchen.“ Dafür wählte sie kräftige Farben, ein Charakteristikum ihrer Arbeiten: „Alle Bilder entstehen in meinen Gedanken in Farben. Farbe ist meine Sprache“, erzählt sie. Die Künstlerin ist in Afghanistan geboren und aufgewachsen, wo sie die Miniaturmalerei erlernte. Später studierte sie in St. Petersburg Kunstgeschichte und kam in den 90er Jahren mit ihrer Familie nach München, wo sie noch heute lebt und arbeitet. Neben der Malerei widmete sie sich auch der Glaskunst und entwarf unter anderem die Fenster der Abteikirche St. Mauritius in Tholey.

Wie ein Glaskunstwerk entsteht

Die Verbindung von Farben, Bewegung und Lichtspielen zeichnet ihre Arbeiten aus und so erzeugt auch ihr Werk „Sail“ eine besondere Eigendynamik, die nicht allein durch die Farben entsteht, sondern auch durch das Material Glas. Die Firma „Derix Glasstudios“ in Taunusstein hat in einem Zeitraum von fünf Monaten den Entwurf auf Papier in Form von schillernden Glasfragmenten an die Wand gebracht.

In aufwendiger Arbeit wurden mundgeblasene Gläser verwendet, geschliffen, gefärbt und zusammengesetzt. Dadurch sind keine spiegelglatten Flächen entstanden, sondern Reliefs mit Wellen, Schlieren und Bläschen. „Ein Spiegel ist knallhart, er fängt das Licht und blendet“, erklärt Rainer Schmitt, Inhaber der Glasfirma. „Durch die Herstellung und die verschiedenen Schichten brechen wir das Licht, fangen es ein und geben es wieder.“ Dadurch werde je nach Lichteinfall eine andere Stimmung erzeugt.

Kunst kann Hoffnung geben

Mit ihrer Bildsprache, ihrer Haltung und ihrer Geschichte trifft die Künstlerin auch den Kern von Missio. Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von Missio München, betont: „Dieser Raum steht für Begegnung und Austausch. Die Kunst soll als Inspiration in die Zukunft führen.“ Und dafür stehe nun sinnbildlich das Werk von Maqsoodi, deren bunte Silhouetten sich symbolisch Richtung Himmel bewegen, erklärt Huber.

Die Künstlerin selbst beschreibt es in ihren Worten: „Kunst kann die Welt nicht retten“, sagt sie. „Aber Kunst kann Hoffnung geben.“ (Eileen Kelpe, Volontärin beim Michaelsbund)