Katholische Kirchenstatistik 2021

Neuer Rekord bei Kirchenaustritten

2021 haben erstmals über 300.000 Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt. Auch im Erzbistum München und Freising stieg die Zahl der Austritte deutlich an.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, spricht von einer tiefgreifenden Krise der katholischen Kirche. © IMAGO/Jan Eifert

Die Austrittswelle aus der katholischen Kirche hält an: Im vergangenen Jahr haben 359.338 Katholiken ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Das geht aus der am Montag veröffentlichten Statistik der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) hervor. Damit wurde der bisherige Höchstwert aus dem Jahr 2019 deutlich übertroffen, als knapp 273.000 Katholiken austraten. Im vergangenen Jahr gehörten noch 21.645.875 Menschen der katholischen Kirche in Deutschland an. Die Katholiken machen somit 26 Prozent der Gesamtbevölkerung aus.

Auch im Jahr 2021 ist die Statistik laut DBK erheblich von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt, da diese sich vielfach auf das kirchliche Leben ausgewirkt hätten. Gegenüber 2020 seien jedoch mehr Sakramentenspendungen möglich gewesen. So lag die Zahl der kirchlichen Trauungen bei 20.140 (2020: 11.018), die Zahl der Taufen bei 141.992 (2020: 104.610) und die Zahl der Erstkommunionen bei 156.574 (2021: 139.752). Die Bestattungen sind mit 240.040 ebenfalls leicht gestiegen (2020: 236.546). Im Jahr 2021 sind 1.465 Menschen in die katholische Kirche eingetreten (2020: 1.578), es wurden 4.116 Menschen wieder aufgenommen (2020: 4.358).

So viele Kirchenaustritte im Erzbistum München und Freising wie nie zuvor

Im Erzbistum München und Freising traten 35.323 Menschen aus der katholischen Kirche aus. Dabei handelt es sich laut dem Münchner Ordinariat um die höchste Austrittszahl seit Einführung der Kirchlichen Statistik in den 1970er Jahren. 96 Menschen traten in die katholische Kirche ein (2020: 93), 418 wurden wiederaufgenommen (2020: 442). An einem durchschnittlichen Sonntag nahmen im Jahr 2021 im Erzbistum 75.004 (2020: 100.980) Katholiken an einem von 1.323 (2020: 1308) Gottesdiensten teil, das sind 4,8 Prozent der Katholiken (2020: 6,3 Prozent).

Zum 31. Dezember 2021 lebten auf dem Gebiet des Erzbistums rund 1,562 Millionen Menschen katholischen Glaubens (2020: 1,610 Millionen), was einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 40,6 Prozent (2020: 42 Prozent) entspricht.

Tiefgreifende Krise

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte mit Blick auf die katholische Kirche, die Zahlen zeugten von einer tiefgreifenden Krise. "Es ist nichts schönzureden, und ich bin (...) zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten." Mittlerweile vollzögen nicht nur Menschen den Austritt, die zu ihrer Pfarrei schon länger kaum Kontakt gebaht hätten: "Es mehren sich Rückmeldungen, dass Menschen diesen Schritt gehen, die bisher in den Pfarreien sehr engagiert waren."

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hatte bereits im März ihre Statistik veröffentlicht. Im vergangenen Jahr traten demnach 280.000 Protestanten aus der Kirche aus. Die Zahl ihrer Mitglieder sank erstmals unter die 20-Millionen-Grenze auf 19,72 Millionen. Christen bilden in Deutschland dennoch weiterhin die mit Abstand größte Religionsgemeinschaft. Knapp die Hälfte der Bevölkerung gehört einer der beiden großen Kirchen an. (kna/pm/ksc)