Priesterweihen

Neun neue Priester in Bayern

In vier bayerischen Bistümern haben am Wochenende Priesterweihen stattgefunden. Die Zahlen sind seit Jahren rückläufig. Das verlorene Ansehen der katholischen Kirche wird als ein Grund genannt. Doch das ist nicht der einzige.

2021 hat Kardinal Reinhard Marx noch fünf Männer zu Priestern geweiht, heuer gab es keine Priesterweihe im Erzbistum München und Freising. © Kiderle

In Bayern haben am Wochenende in vier Bistümern Priesterweihen stattgefunden. Bischof Stefan Oster legte am Samstag in Passau drei jungen Männern die Hände auf. Am selben Tag empfing jeweils ein Kandidat die Weihe in Bamberg und in Regensburg. Am Sonntag folgte Augsburg, wo Bischof Bertram Meier drei Kandidaten weihte.

In Regensburg weihte Bischof Rudolf Voderholzer einen geschiedenen 56-jährigen Familienvater und ehemaligen Friseur, außerdem weitere fünf Priester für die indische Diözese Nellore. Mit diesem Bistum pflegt die Diözese Regensburg seit vielen Jahren eine Kooperation. Ein weiterer Kandidat empfing die Weihe für das Oratorium des heiligen Philipp Neri in Aufhausen. In Würzburg war bereits am Pfingstsamstag ein Bewerber geweiht worden. Im Erzbistum München und Freising sowie in der Diözese Eichstätt fällt dieses Jahr mangels Kandidaten die Priesterweihe aus.

Priesteramtskandidaten müssen mit Vorurteilen rechnen

Insgesamt gibt es damit 2022 neun neue Diözesanpriester in Bayern. Dies entspricht einem deutlichen Einbruch, wobei die Zahlen bereits seit Jahren rückläufig sind.

Zu den Gründen sagte der Leiter des Regensburger Priesterseminars, Martin Priller, der KNA, das Ansehen der katholischen Kirche und des Priesterberufs im Besonderen hätten sehr gelitten. Diese Beobachtung teilten andere Ausbilder in Deutschland. Für junge Männer mit diesem Berufswunsch hätten sich hohe Hürden aufgebaut. Sie müssten mit Vorurteilen rechnen; zugleich stünden sie unter einem Rechtfertigungsdruck gegenüber Freunden und der eigenen Familie. Dazu kämen innerkirchliche Debatten bis hin zur grundsätzlichen Infragestellung des priesterlichen Dienstes.

Angst vor Einsamkeit und Überforderung

Deshalb verbuchten die Seminare zurzeit nur wenig Eintritte, sagte Priller. Zudem schreckten größer und anonymer werdende Seelsorgestrukturen sowie steigende Verwaltungsaufgaben Interessenten ab. Sein Eichstätter Kollege Michael Wohner ergänzte, dass Diözesen mit derzeit noch kleinteiligeren pfarrlichen Strukturen wie etwa Eichstätt, für Bewerber aus anderen Bistümern durchaus attraktiv erscheinen. Dies zeigten entsprechende Nachfragen. Viele Kandidaten treibe allerdings die Furcht vor Vereinsamung und Überforderung um.

Der Münchner Regens Wolfgang Lehner sieht als einen Grund für den Mangel an geistlichen Berufungen die "Privatisierung des Glaubens". Zwar glaubten wohl die allermeisten Menschen etwas, was genau, sei aber doch sehr diffus geworden, schreibt er in einem Beitrag für die "Münchner Kirchenzeitung". Nur wenige könnten den Glauben der Kirche darstellen oder sich gar zu ihm bekennen. Die Konzepte der Glaubensvermittlung hätten in den zurückliegenden Jahrzehnten ihren Nachhaltigkeitstest nicht bestanden.

Marx: "Keine katholische Kirche ohne Priester"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx unterstrich die bleibende Bedeutung Geistlicher für das kirchliche Leben. "Es gibt keine katholische Kirche ohne Priester", sagte er. Bischof Oster sagte in Passau, Priester hätten gerade angesichts der gegenwärtigen vielfältigen Krisen in Kirche und Gesellschaft den Auftrag, "Gottes liebende und vergebende Gegenwart der Welt zu bezeugen".

Bischof Meier legte den Neupriestern in Augsburg nahe, den Menschen zu Zeit-Genossen zu werden, ohne aber jeder Strömung nachzulaufen, "die dem sogenannten Zeitgeist huldigt". In Konflikten sollten sie einem "Reizklima des Rechthabenmüssens" entgegenwirken. (kna)