Wunschbaum-Aktion im Advent

Nähwerk des Weißen Raben erfüllt Kinderwünsche

Viele Familien können sich keine Weihnachtsgeschenke für ihre Kinder leisten. Mit einem Wunschbaum können Münchner in der Schwanthalerstraße helfen.

An dem Baum im Nähwerk der Caritas hängen Zettel mit den Wünschen der Kinder. © SMB/Bauer

Mit Christbäumen vor Weihnachten ist es in kirchlichen Einrichtungen ja so eine Sache. Trotzdem wird beim weißen Raben der Caritas in der Schwanthalerstraße gerade eine Ausnahme gemacht. Dort im Nähwerk steht seit dieser Woche ein geschmückter Baum. Wichtiger als die Kugeln und Lichterketten sind aber die bunten Zettel zwischen den Ästen. „Das sind Wünsche von Kindern aus benachteiligten Familien“, erklärt Daniela Czerwionke vom Nähwerk. Dass Familien zu wenig Geld haben, um ihren Kindern schöne Geschenke zu kaufen, ist im reichen München keine Ausnahme, weiß die 53-Jährige. Auch für viele andere Dinge des täglichen Bedarfs reicht es häufig nicht.

Upcycling-Boutique mit sozialem Zweck

Der „Weiße Rabe“ will hier helfen – nicht nur zu Weihnachten sondern das ganze Jahr über. Das Tochterunternehmen der Caritas betreibt dafür in München unter anderem zwei Gebrauchtwarenhäuser. Dort gibt es unter anderem Secondhand-Kleidung, Möbel, Elektrogeräte und Kinderspielzeug zu niedrigen Preisen. Ein Großteil der Mitarbeiter sind langzeitarbeitslose Menschen mit Unterstützungsbedarf, die beim „Weißen Raben“ qualifiziert, beschäftigt und sozialpädagogisch betreut werden.

Im „Nähwerk“ in der Schwanthalerstraße hat man sich der Gastronomie und dem Upcycling von Textilien verschrieben. Aus alter Kleidung entstehen hier Taschen, Rucksäcke und Brillenetuis. In der Boutique kann man außerdem Schmuck kaufen oder – ganz exklusiv – Produkte, die aus alten Arbeitsuniformen der Münchner Müllabfuhr hergestellt werden. Der Verkaufsraum ist zugleich ein Café, erklärt Werkstattleitung Betty Gerling: „Hier sind Menschen mit Unterstützungsbedarf angestellt, die kochen, backen und im Service arbeiten.“

Kleine Geschenke mit großer Wirkung

Genau hier steht der Wunschbaum. Er bringt die Kunden des „Nähwerks“ und die Klienten der Gebrauchtwarenhäuser zusammen, damit auch Kinder aus ärmeren Familien ein Weihnachtsgeschenk bekommen. „Die Wünsche bekommen wir von Kunden unserer Gebrauchtwarenhäuser“, erklärt Czerwionke. Von Puppen, über Fußbälle und Schminkkästen bis hin zu einfachen Gutscheinen ist alles mit dabei. Der finanzielle Rahmen: 20 Euro. Neben dem Geschenk, sind auf den Zetteln Name und Alter der Kinder vermerkt. Die jüngsten sind erst ein paar Monate alt, die älteren Teenager.

Sybille Storkebaum gehört zu den ersten Kundinnen, die dieses Jahr einen Wunschzettel vom Baum pflücken. Kaum ist er aufgestellt, machen sich die Seniorin und ihr Mann zwischen den Ästen auf die Suche. Das Paar ist ganz gezielt dafür hergekommen. Letztes Jahr haben sie das erste Mal bei der Aktion mitgemacht und übernahmen die Geschenke für zwei Kinder. Auch dieses Jahr hoffen sie, Kindern eine Freude machen zu können. „Das ist eine ganz tolle Initiative und das kann man nur unterstützen.“

Kein Wunsch bleibt unerfüllt

Wer einen Wunsch vom Baum pflückt, sollte das Geschenk selbst besorgen und bis zum 15. Dezember im „Nähwerk“ in der Schwanthalerstraße abgeben. Als Dank gibt’s einen Gratis-Espresso im Café. Seit drei Jahren gibt’s die Aktion und Werkstattleitung Gerling ist sich sicher: Auch dieses Jahr werden die Nähwerk-Kunden die Gelegenheit wieder mit Begeisterung nutzen. Im Alltag würde sich Kunden des „Nähwerks“ und der Gebrauchtwarenhäuser des weißen Raben wahrscheinlich kaum treffen. „Aber über den Wunschbaum als Schnittstelle kann sich hier jeder entscheiden, Kindern etwas Gutes zu tun.“ Unerfüllt bleibt übrigens kein Wunsch: Sollte ein Zettel am Baum hängen bleiben oder übersehen werden, übernimmt der weiße Rabe das Geschenk.

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
k.bauer@michaelsbund.de