München – Der Weg der Erneuerung in der Kirche gelingt nach den Worten des Münchner Kardinals Reinhard Marx nicht, "indem immer die einen die anderen für die Schuldigen erklären". Dieser sei nur zu bewältigen, "wenn wir gemeinsam umkehren" und das Evangelium neu buchstabiert werde, sagte Marx in seiner Predigt zum "Aschermittwoch der Künstler" im Münchner Liebfrauendom. Dabei sei es Christus, der den Weg zeige.
Die Kirche gehe ihren Weg, umhüllt von den Wunden der Welt, erklärte Marx. Sie halte sich nicht raus, sondern lasse sich ein und sehe die Not der Menschen; aber sie trage auch selbst Schuld. Die Erfahrung zeige, dass immer Schuldige gesucht würden in Politik, Gesellschaft und Kirche. Das sei auch berechtigt. Jeder solle Verantwortung dafür übernehmen, was er getan habe. "Aber das hindert uns doch nicht den Weg immer wieder gemeinsam, vernetzt und verbunden zu gehen", sagte Marx. Natürlich müsse jeder seine Schuld ganz persönlich tragen, aber dennoch gehöre man zusammen. "Wir können nicht sagen, der war es und die war es und dann außen vor bleiben."
Kulturschaffende existenziell bedroht
Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, eine Zeit der Umkehr und Buße, in der sich die Gläubigen auf das Osterfest vorbereiten. Zu den Gottesdiensten an diesem Tag gehört der Ritus der Aschenauflegung. Der "Aschermittwoch der Künstler" wurde von dem katholischen Schriftsteller und Diplomaten Paul Claudel nach dem Zweiten Weltkrieg in Paris begründet. Er wird mittlerweile in mehr als 100 Städten weltweit gefeiert. Kulturschaffende gehören aufgrund der Veranstaltungsverbote zum Schutz vor Corona zu den von der Pandemie existenziell am stärksten betroffenen Berufsgruppen, erinnerte die Erzdiözese. (kna)