Die Fastenzeit erklärt

40 Tage Verzicht

Alkohol oder Fleisch, Auto oder Internet: Fasten ist vielfältig. Woher kommt das religiöse Fasten eigentlich, wer sollte fasten und müssen Teilnehmer wirklich 40 Tage am Stück auf Nahrung verzichten?

Wasserglas mit leerem Zettel im Kühlschrank © Jürgen Fälchle - stock.adobe.com

Was heißt Fastenzeit?

Durch eine Zeit der Buße und Besinnung sollen sich Christen auf die zentralen Ereignisse ihres Glaubens vorbereiten - die Feier des Todes und der Auferstehung Jesu an Ostern. Vierzig Tage und Nächte verbrachte Jesus nach seiner Taufe in der Wüste und fastete. Danach begann sein öffentliches Wirken.

Wann ist die Fastenzeit?

Die Fastenzeit ist "beweglich", da Ostern jedes Jahr auf ein anderes Datum fällt, allerdings dauert sie immer 40 Tage. Die Spanne zwischen Aschermittwoch und Ostersonntag dauert etwas länger als diese 40 Tage. Der Grund: Die Sonntage zählen im Christentum nicht als Fastentage. Der Sonntag ist immer ein Gedenk- und Feiertag zu Ehren des Opfers Jesu – deshalb kann er nicht zur Fastenzeit zählen.

Wieso die Zahl 40?

Die Zahl 40 hat sowohl im Alten als auch im Neuen Testament eine besondere Bedeutung. 40 Tage blieb Moses auf dem Berg Sinai, bis er von Gott die Zehn Gebote erhielt (Ex 24,18). 40 Tage und Nächte dauerte der Regen der Sintflut an (Gen 7,12) und genauso lang wartete Noah, nachdem die Berge wieder sichtbar waren, bis er ein Fenster seiner Arche öffnete und einen Raben fliegen ließ. Nach dem Auszug aus Ägypten wanderte das Volk Israel 40 Jahre durch die Wüste (Ex 16,35). 40 Tage und 40 Nächte wandert der Prophet Elia zum Gottesberg Horeb, wo Gott zu ihm sprach (1 Kön 19,8).

40 Tage verbrachte Jesus betend und fastend in der Wüste, um sich auf seine Sendung vorzubereiten. Und auch die Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern dauert 40 Tage

Auf was sollen Christen verzichten?

Die Regeln sind in den vergangenen Jahrzehnten weniger streng geworden. Seit dem 5. Jahrhundert rückte der Verzicht auf Genussmittel in den Mittelpunkt. An den "Fasttagen" durfte man nur einmal am Tag eine volle Mahlzeit zu sich nehmen und musste sich am Morgen und Abend mit einer kleinen Stärkung begnügen. An den "Fast- und Abstinenztagen", also an allen Freitagen der Fastenzeit, am Aschermittwoch und Karfreitag, sollte ausschließlich eine einzige Hauptmahlzeit eingenommen werden. Fleischgenuss war verboten. Außerdem galt die Fastenzeit als "geschlossene Zeit", in der feierliche Hochzeiten, Feste und Tanz verboten waren.

Gab es früher Versuche, die Fastengebote zu umgehen?

Im Mittelalter gab es durchaus originelle Versuche, die strengen Fastenvorschriften zu umgehen. Weil Fisch erlaubt war, bereicherte in Klöstern etwa ein saftiges Bibersteak den Fastenspeisezettel. Schließlich ernähre sich der Biber doch weitestgehend von Fisch und halte sich auch oft im Wasser auf, so die Argumentation. Auch das nahrhafte und kalorienreiche Fastenbier verdankt seinem Ursprung der Fastenzeit. "Trinken bricht das Fasten nicht", hieß eine klösterliche Regel.

Wie wird die Fastenzeit heute begangen?

Die katholischen deutschen Bischöfe sehen den Sinn der Fastenzeit darin, sich selbst und seinen Lebensstil "so zu ändern, dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinander Christus wieder mehr Raum" im Leben gewinnen kann.

Immer noch verzichten Gläubige insbesondere auf Fleisch und nehmen besondere Fastenspeisen zu sich. Es ist aber ebenso beliebt, ganz unterschiedlichen Konsum zu fasten. Neben Fleisch wird so mittlerweile auch gerne auf Internet, Auto, Soziale Medien, Rauchen oder auch das Smartphone verzichtet. Die zentrale Fastenaktion der katholischen Kirche wird in jedem Jahr vom Entwicklungshilfswerk Misereor organisiert, das zu Spenden für Entwicklungsländer und zu einem Überdenken des eigenen Lebensstils aufruft.

Fasten nur Katholiken?

Fasten ist fester Bestandteil aller Weltreligionen und nicht nur ein katholisches Phänomen. Auch in der evangelischen Kirche gibt es die Passionszeit mit zahlreichen Angeboten, etwa der jährlichen Fastenaktion "Sieben Wochen Ohne". Die Angehörigen der Ostkirchen befolgen vier Fastenzeiten im Kirchenjahr, die viel strenger gelebt werden als die Fastenzeit vor Ostern in der katholischen Kirche. Der Islam kennt den Fastenmonat Ramadan. Auch bei nichtreligiösen Menschen liegt die Fastenzeit in den vergangenen Jahren im Trend. Viele versprechen sich vom Fasten neben dem Gewichtsverlust auch Glücksgefühle, eine Reinigung von Körper, Geist und Seele, geschärfte Sinne und mehr Energie.

Wie zeigt sich die Fastenzeit in der Kirche?

Die vorherrschende liturgische Farbe ist das Lila. Diese Farbe symbolisiert die Buße, den Übergang und die Verwandlung. Es steht bei Farbpsychologen wegen seiner Mischung aus dem kostbaren Purpurrot und einem eher kalten, schweren Blau für das Geistige, für den starken Kontrast zu allem Körperlichen. (kna/sts)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Fastenzeit