München – Man mag es sich nicht vorstellen und kann es kaum glauben: Mitten in München gibt es Kinder, die nur ein Paar Schuhe besitzen, barfuß zum Schulsport kommen oder ohne Pausenbrot und Frühstück mit knurrendem Magen am Unterricht teilnehmen. „Manche unserer Schulkinder haben nur eine Hose. Ein Vater entschuldigte unlängst seinen Sohn, weil er mit halbnasser Hose in die Schule kam. Sie hätten keine Waschmaschine und würden mit der Hand waschen, daher sei die Hose nicht mehr ganz trocken geworden“, schildert Schulsozialarbeiter Wolfgang Goß eine typische Alltagssituation. „In solchen Fällen bin ich dankbar für Spenden, die es uns möglich machen, schnell und unbürokratisch Gutscheine für Lebensmittel oder Kleidung auszugeben“, sagt Goß und verteidigt die Eltern der Kinder. „Viele von ihnen putzen nachts in Büros und kommen trotzdem finanziell auf keinen grünen Zweig.“
Spannende Tätigkeit
Seit neun Jahren arbeitet der 52-Jährige zusammen mit einer Kollegin und einem Kollegen von Montag bis Freitag in der Schul- und Jugendsozialarbeit an der Mittelschule in der Implerstraße in München. „Als ich jung war, habe ich beim Pflegedienst und in der Sterbebegleitung gearbeitet. Jetzt, wo ich älter bin, arbeite ich sehr gerne mit jungen Menschen, die am Anfang ihres Lebens stehen.“
Die Schulsozialarbeit sei spannend und sehr nah dran an dem, warum er Soziale Arbeit studiert habe, erklärt der gelernte Landschaftsgärtner und studierte Sozialpädagoge mit theologischer Zusatzausbildung. In seinem Beruf und im Einsatz für die Armen und Ausgegrenzten habe er zuvor seit über 20 Jahren gearbeitet – in der Straffälligenhilfe, als Streetworker und mit arbeitslosen Jugendlichen. „Von all meinen Arbeitgebern ist die Caritas der netteste. Ich habe hier so viele engagierte und nette Menschen kennengelernt und liebe meine Arbeit. Vielleicht könnte ich über all die Jahre nicht so viel Herzblut in die Arbeit stecken, wenn ich eigene Kinder hätte“, sinniert der Ur-Münchner in gepflegtem Bairisch.