Papstbesuch in Ungarn

Kirchliche Sozialarbeit im Fokus

In Budapest will Papst Franziskus Menschen in Not sowie Mitarbeiter kirchlicher Sozialeinrichtungen treffen. Eine Begegnung mit Geflüchteten aus der Ukraine ist ebenfalls vorgesehen.

Die Vorbereitungen für den Besuch des Papstes laufen auf Hochtouren. © imago images - Massimiliano MIGLIORATO / Catholic Press Photo

Papst Franziskus wird bei seinem Besuch Ende April in Budapest auch mit Hunderten Menschen in sozialen Notlagen, mit Pflegebedürftigen, Behinderten, Geflüchteten sowie Mitarbeitern kirchlicher Sozialeinrichtungen zusammentreffen. Das berichtete der Landesdirektor der ungarischen Caritas, Gabor Ecsy, der Wiener Presseagentur Kathpress.

Schauplatz der Begegnung am Samstag (29. April) ist die der Heiligen und "Caritas-Patronin" Elisabeth von Thüringen geweihte Elisabethkirche auf dem Rosenplatz unweit des Bahnhofs Keleti. Neben der ungarischen Caritas werden unter anderem Malteser, Roma-Seelsorge, die Gemeinschaft Sant'Egidio und sozial engagierte Ordensgemeinschaften wie Jesuiten oder Mutter-Teresa-Schwester vertreten sein.

Auch Geflüchtete aus der Ukraine nehmen teil

An dem Treffen mit dem Papst nehmen laut dem Caritas-Chef auch Geflüchtete des Krieges im Nachbarland Ukraine teil. Nach Schätzungen haben seit Kriegsbeginn weit mehr als eine Million Ukrainerinnen und Ukrainer ihr Heimatland zunächst Richtung Ungarn verlassen; einige zehntausend sind nach wie vor dort. Ein großer Teil wolle zwar zurückkehren. „Aber es ist jetzt unmöglich", so Ecsy.

Mittlerweile liegt ein Schwerpunkt der Hilfe in sogenannten Integrationszentren. In anderen Bereichen der Caritas-Arbeit geht es etwa um Ältere und Kranke, besonders Suchtkranke, Obdachlose, benachteiligte Minderheiten, Menschen mit Behinderungen. Nach dem Sturz des Kommunismus vor rund 30 Jahren habe die ungarische Caritas quasi aus dem Nichts wieder aufgebaut werden müssen, schildert Direktor Ecsy die damaligen Verhältnisse. Im kommunistischen Ungarn gab es nach staatlicher Lesart keine Menschen in sozialen Nöten.

Zehntausende Ehrenamtliche

Heute reicht das Netzwerk über ganz Ungarn. Mehr als 10.000 Ehrenamtliche sind aktiv, bei rund 300 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Anfangs rein aus Spenden und kirchlichen Mitteln finanziert – viel Unterstützung kam aus Deutschland und Österreich – hat Ungarns Caritas seit mehr als einem Jahrzehnt wieder Kooperationen mit dem Staat. Wesentliche Teile des Budgets kommen mittlerweile aus staatlichen Mitteln.

Und noch eine weitere Begegnung in Ungarn liegt Franziskus am Herzen: Am 29. April will er im Budapester katholischen Batthyany-Strattmann-Blindeninstitut Kinder und junge Menschen mit Behinderungen treffen. Vor Ort ist die Vorfreude schon spürbar. Man bereite sich vor „wie eine große Familie, die einen lieben und lang erwarteten Gast willkommen heißt", sagen die Verantwortlichen der Sozialeinrichtung. Als Geschenk für den Papst wird ein Schal in argentinischen und vatikanischen Farben vorbereitet. Jeder Bewohner webt ein Stück selbst.

Einzigartige Einrichtung

Die Einrichtung ist für Ungarn in ihrer Art und Weise einzigartig. Das etwas abseits vom Stadtzentrum gelegene Areal im Stadtteil Buda umfasst mehrere Gebäude mit Wohn- und Gemeinschaftsräumen, Kindergarten, Schule, Werkstatt- und Therapieräumen sowie eine Kapelle. Rund 70 Kinder und Jugendliche mit Sehbehinderungen, aber auch intellektuellen Beeinträchtigungen werden dort betreut. „Für sie soll dieses Haus ein echtes Zuhause sein, in dem wir nicht über Nächstenliebe reden, sondern sie in der täglichen Praxis leben", sagt György Inotay, Direktor der insgesamt mehr als 30 Sozialeinrichtungen umfassenden kirchlichen Organisation Koszisz.

70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen für das Wohl der Kinder und Jugendlichen. Benannt ist das Zentrum nach dem seliggesprochenen Laszlo Batthyany-Strattmann (1870-1931), der als "Arzt der Armen" bekannt war. Auch Mutter Teresa (1910-1997) hat die Einrichtung einmal besucht. Gründerin war die Ordensfrau und ausgebildete Sonderpädagogin Anna Feher (1947-2021). Sie engagierte sich ab Ende der 1970er Jahre zunächst in der Seelsorge für Sehbehinderte in Budapest.

Schwester Anna sei selbst sehbehindert gewesen und habe genau gewusst, wie schwierig es ist, sich ohne Hilfe in der Welt der Sehenden zurechtzufinden. Für sie sei es eine christliche Pflicht gewesen, Betroffenen zu helfen, sagt Direktor Inotay. „Schwester Anna hieß alle mit wahrer Mutterliebe willkommen. Wir versuchen, fortzusetzen, was sie begonnen hat." (kna)