Erzbistum München und Freising

Neuordnung der Seelsorgsregionen: Provisorium mit Potenzial

Seit Ostersonntag haben die Seelsorgsregionen im Erzbistum neue Verantwortliche. Nachdem der für die nördliche Diözese zuständige Weihbischof Haßlberger in den Ruhestand getreten ist, wechseln zwei Weihbischöfe ihre Seelsorgsregion und die dritte Stelle übernimmt ein Mann, der künftig zwei Spitzenpositionen in der Diözese ausfüllen muss.

Die bereits zum Jahreswechsel angekündigten Veränderungen in den Seelsorgsregionen sind seit Ostern wirksam. © imago images/Wolfgang Maria Weber

Der Norden des Erzbistums hat einen neuen Weihbischof: Wolfgang Bischof wechselt von der Region Süd, in der er zuvor zwölf Jahre verantwortlich war. Den Süden übernimmt dafür Rupert Graf zu Stolberg nach zehn Jahren in der Seelsorgsregion München. Ein beispielloses Vorgehen urteilt Hiltrud Schönheit, stellvertretende Vorsitzende des Diözesanrats, der höchsten Laienvertretung im Erzbistum: „Mir ist nicht bekannt, dass es das früher schon einmal gegeben hätte – das war schon überraschend.“ Gleichzeitig verweist sie auf die Empfehlungen an Pfarrer und Seelsorger, etwa alle zehn Jahre die Stelle zu wechseln. Diese Regel sei dafür gedacht, dass regelmäßig frischer Wind in die kirchlichen Verantwortungsbereiche gerate, sagt Schönheit. „Dass der Kardinal das auch für die Weihbischöfe wollte, war bekannt.“

Zwei Vollzeitjobs für Klingan

Trotzdem bleibt auf dem Personalkarussell der Weihbischöfe so nach dem Ausscheiden Haßlbergers ein Platz unbesetzt. Übergangsweise übernimmt deshalb Christoph Klingan die Verantwortung in der Seelsorgsregion München – zusätzlich zu seiner Aufgabe als Generalvikar das Erzbischöfliche Ordinariat zu leiten. Hiltrud Schönheit warnt: Zwei "24/7"-Jobs seien schon rechnerisch nicht miteinander vereinbar. „Deshalb gilt es jetzt die Aufgaben gut zu verteilen und zu koordinieren.“ Es sei aber allen Beteiligten klar, dass es sich hierbei nur um eine Übergangslösung handle.

Fest steht: Die Arbeit in den Seelsorgsregionen wird sich dadurch auf alle Fälle verändern. Das gilt aber nicht nur für München. Auch die neuen Weihbischöfe im Norden und Süden des Erzbistums werden einen persönlichen Stil in ihre neuen Zuständigkeitsbereiche mitbringen. Für die Aufgaben, die mit dieser Verantwortlichkeit einher gehen, gibt es nämlich keine eindeutigen Vorgaben, erklärt der Kirchenrechtler Helmuth Pree. „Das kann der Diözesanbischof – in diesem Fall der Erzbischof – selbst festlegen.“ Das Kirchenrecht lege dabei lediglich administrative und auch seelsorgliche Funktionen nahe.

„Strenge und ernstzunehmende Pflicht“

Laut Erzbistum seien die Verantwortlichen in den Seelsorgsregionen vor allem für „die pastorale Planung und konkrete Fragen der pastoralen Situation“ zuständig. Sprich: Was ist los in den Pfarreien? Auch Firmungen gehören in diese Zuständigkeit. Erwartet werden kann, dass Generalvikar Klingan hier weniger aktiv sein wird. Stattdessen werden wohl häufiger die Ortspfarrer die Firmung in München spenden. Eine weitere Aufgabe, die im Erzbistum München und Freising vom Erzbischof an die Seelsorgsregionen delegiert wird, sind die sogenannten Visitationen: Besuche in den einzelnen Pfarrgemeinden. Zu denen ist der Ortsbischof alle fünf Jahre verpflichtet beziehungsweise muss sich vertreten lassen. Das muss auch weiterhin gewährleistet sein, betont Kirchenrechtler Pree: „Das ist eine sehr strenge und ernstzunehmende Pflicht!“ Laut Kirchenrecht hat die der Diözesanbischof grundsätzlich selbst zu erfüllen. Wenn er sie – wie im Erzbistum München und Freising üblich – an die Seelsorgsregionen delegiert, bleibe er dabei jedoch persönlich verantwortlich, „dass die Visitationen ordnungsgemäß durchgeführt werden“, so Pree.

Chance Seelsorge und Verwaltung enger zu denken

Dass nach dieser bistumsweiten Veränderung sofort alles glatt laufen wird, glaubt Hiltrud Schönheit nicht. „Und das ist auch allen anderen Beteiligten klar.“ Es sei nunmal eine Übergangslösung – ein Provisorium bis es einen neuen Weihbischof gibt. Trotzdem sieht die Diözesanratsvertreterin gerade für die Seelsorgsregion München eine Chance darin liegen, dass Generalvikar Klingan hier die Verantwortung übernimmt. „Wenn ein Generalvikar selbst erlebt, wo die Herausforderungen in der Seelsorgsregion liegen, kann das durchaus einen positiven Effekt haben.“ Und so könnte die Verwaltung der Erzdiözese im Ordinariat und ihre seelsorgliche Betreuung in der Region auf höchster Ebene näher zusammenrücken.

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
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