München

Jesuit demonstriert für bessere Klimapolitik

Seit rund zwei Wochen protestieren Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ in München. Am Dienstag war neben Hauptverkehrsadern auch die Fußgängerzone betroffen. Dort forderte der Jesuitenpater Jörg Alt mehr Klimaschutz und ein Ende des Präventivgewahrsams für Aktivisten.

Jörg Alt protestiert sitzend in der Münchner Fußgängerzone. © SMB/Bauer

Man musste schon genau hinschauen, um die Handvoll Aktivisten am Westende der Neuhauser Straße überhaupt zu sehen. Im Schneidersitz saßen sie unweit des Stachus am Boden, umgeben von einer dichten Wand schwarzer Uniformen. Beinahe so viel Einsatzfahrzeuge wie Protestler sah man in der Fußgängerzone. Ganz vorne: Jörg Alt. Gut zu erkennen am Priesterkragen und einem Schild, mit einem Foto von Papst Franziskus um den Hals. „Gegen eine Wirtschaft, die tötet“ war darauf zu lesen. Und: „Kehrt um und bekehrt euch“. Angeklebt war Alt nicht, die Sitzaktion in der Fußgängerzone sei ungeplant gewesen, so der Jesuit. Eigentlich sei die Gruppe auf einem sogenannten „Slow-Walk“ vom Marienplatz Richtung Stachus gewesen. 

Acht Aktionen der Klimaaktivisten täglich 

Dabei habe es sich um eine unangemeldete Veranstaltung gehandelt, begründete Polizeisprecher Andreas Franken den Einsatz. Den 17 Teilnehmern der Gruppe sei ein alternativer Veranstaltungsort zugewiesen worden, trotzdem wollten die Aktivisten die Fußgängerzone nicht verlassen. Stattdessen kam es zum Sitzprotest, Beamte mussten die Aktivisten wegtragen. „Sie waren nicht aggressiv, aber auch nicht kooperativ“, so Franken. Deshalb hätten die Beamten die Veranstaltung beendet, die Personalien der Teilnehmer festgestellt und Durchsuchungen durchgeführt.  

Zu durchschnittlich acht Aktionen pro Tag kommt es nach Angaben der Polizei aktuell. Im Zuge der IAA sind die Beamten deshalb auch in der Münchner Innenstadt mit einem besonders starken Aufgebot vertreten – und schauen besonders genau hin. Man führe „niederschwellige Kontrollen“ durch, so Franken, wenn der Verdacht unmittelbar bevorstehender Störaktionen aufkomme. Aus Gründen der „Gefahrenabwehr“ habe die Polizei die Aktivisten in der Fußgängerzone deshalb festgehalten und Klebstoffe sichergestellt.  

Jesuit Alt gegen Präventivgewahrsam 

Nicht versteckt, sondern um sich in der Fußgängerzone auf dem Boden verteilt, hatten die Aktivisten Tennisbälle – sinnbildlich für die Hagelkörner, die vor gut eineinhalb Wochen in Teilen Bayerns für große Schäden gesorgt haben. Jesuit Alt wünscht sich mehr Aufmerksamkeit der Politik auf derartige Folgen der Klimakrise, dafür weniger Fokus auf Aktivisten. Gefordert habe er das auch schon am vergangenen Wochenende vor dem bayerischen Verkehrsministerium. Dort habe er versucht, auf Papst Franziskus‘ Anliegen anlässlich des Weltgebetstags der Schöpfung aufmerksam zu machen. Alt appelliert an die Bayerische Staatsregierung, auf die Boten zu hören und aufzuhören, die Boten wegzusperren.  

Insgesamt 29 Aktivisten sind inzwischen in Präventivgewahrsam genommen worden, um weiteren Störaktionen vorzubeugen.  Eine Maßnahme, die Aktivisten aus Sicht der Polizei gezielt provozieren, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Amnesty International sieht darin hingegen einen Verstoß gegen Menschenrechte und Rechtsstaatliche Grundsätze. Mit seiner Aktion in der Fußgängerzone habe sich Alt solidarisch zeigen wollen: „Das ist der falsche politische Ansatz, das widerspricht zutiefst meinem Gerechtigkeitsempfinden und der Ernsthaftigkeit der Thematik, der es sich zu widmen gilt.“ Nach der Protestaktion erhielt der Jesuit gemeinsam mit den anderen Aktivisten einen Platzverweis. Die letzte Protestaktion wird es aber wohl nicht gewesen sein.  

Der Redakteur und Moderator
Korbinian Bauer
Münchner Kirchenradio
k.bauer@michaelsbund.de