4. Fastensonntag Laetare

„Freut euch zu jeder Zeit!“

Natur, zwischenmenschliche Begegnungen, Gott - Pfarrer Markus Zurl erklärt, wie es gerade in der Corona-Pandemie gelingen kann, die kleinen Freuden des Lebens zu entdecken.

Gerade die kleinen Dinge können große Freude bereiten. © BillionPhotos.com - stock.adobe.com

Die Schlagzeilen und Topthemen, die uns seit über einem Jahr pausenlos beschäftigen, sind alles andere als positiv. Viele Sorgen, Nöte und Ängste haben die Menschheit scheinbar fest im Griff. Und kaum gibt es einen kleinen Grund zur Hoffnung, kommen schon die neuen Hiobsbotschaften: Stehen wir am Beginn der dritten Welle der Pandemie? Sind die neuen Virusmutationen noch viel ansteckender und gefährlicher?

Vorfreude im Vordergrund

Mitten in diese unsichere und angespannte Zeit fällt der vierte Fastensonntag Laetare. Freue dich! Die Hälfte der Fastenzeit ist schon vorbei, deshalb steht an diesem Sonntag die Vorfreude auf das nahende Osterfest im Vordergrund. Das wird auch durch ein Detail der Liturgie deutlich, wenn das dunkle Violett der Fastenzeit aufgehellt wird und Rosa als Liturgiefarbe dieses Tages herauskommt.

Diese kleine Spielerei der Liturgie kann uns darauf verweisen, uns besonders an kleinen und unscheinbaren Dingen zu erfreuen. Vieles, worauf wir uns sonst freuen, kann momentan nicht so stattfinden. Es gibt aktuell keine großen Familienfeiern, keine Feste, Konzerte oder Reisen. Wir können das weiterhin beklagen und darüber jammern. Oder wir können kreativ sein und schauen, wo in unserem Leben andere Freuden zu finden sind, vielleicht ganz klein und versteckt, aber nicht minder schön.

Ausnahmslos schöne Begegnungen

Viele entdecken diese Freuden in der Natur. Gerade der anbrechende Frühling mit wärmenden Sonnenstrahlen, länger werdenden Tagen, ersten Frühlingsblühern oder singenden Vögeln gibt Anlass zu Hoffnung und Freude. Und auch hier lohnt sich genaues Hinschauen: Die Bäume sind noch kahl, die Knospen werden aber praller und größer und können es scheinbar im März schon nicht mehr erwarten, aufzugehen, zu blühen, zu wachsen. Welche Freude!

Aber auch im zwischenmenschlichen Bereich kann es unerwartete, kleine Freuden geben. Viele Menschen leiden unter fehlenden Begegnungen. Über Wochen war nur eine Person als Besuch in einem anderen Hausstand zulässig. Das trifft vor allem Alleinstehende hart. So haben wir uns in unserer Dreier-Pfarrhauswohngemeinschaft die vergangenen Sonntage gefragt, welche Alleinstehenden wir kennen und wen wir einladen könnten. Auf diese Weise hatten wir mehrfach sonntags eine Person zu Gast zum Mittagessen. Es war jedes Mal etwas Besonderes. Wir haben versucht, unser Bestes zu geben: schön gedeckter Tisch und gutes Essen mit feinem Wein. Es war eine Freude, jemandem, der zurzeit sehr allein ist, eine Freude zu machen. Und es waren ausnahmslos schöne Begegnungen, für die am Ende alle Beteiligten dankbar waren. Not macht erfinderisch.

Gott als Quelle unserer Freude

Wenn wir Christen über den Grund unserer Freude nachdenken, gibt es sicherlich auch „geistliche Freuden“, die unser Leben bereichern. Die Heilige Schrift ist voller Beispiele, wie Gott selbst die Quelle unserer Freude sein will. „Freu dich innig am Herrn“ (Psalm 37,4), ruft uns der Psalmist in der Einheitsübersetzung von 1980 zu. Die geistliche Freude an Gott wird höher als irdische Vergnügen eingeschätzt: „Du legst mir größere Freude ins Herz, als andere haben bei Korn und Wein in Fülle“ (Psalm 4,8).

Empfinden wir das so? Ist Gott wirklich die Quelle unserer Freude? Der heilige Paulus gibt uns sogar den Befehl, uns zu freuen: „Freut euch zu jeder Zeit!“ (1 Thess 5,16). Hier wird klar, dass es nicht nur um eine rein emotionale Freude geht. Diese kann man nicht befehlen. Es geht um eine Lebenshaltung, für die ich mich entscheiden kann. Und diese Entscheidung zur Freude kann mich dann auch durch Durststrecken hindurchtragen.

Kleine Momente der Begegnung 

So eine stille, geistliche Freude ist für manche Menschen hier bei uns im Pfarrverband die eucharistische Anbetung geworden. Um nicht zu viele Menschen gleichzeitig in der Kirche zu haben, mussten wir unsere Anbetungszeiten seit Corona „verlängern“. Momentan haben wir wöchentlich 14 Stunden mit ausgesetztem Allerheiligsten. Aktuell gibt es zur Einführung in die eucharistische Anbetung eine monatliche Anbetungsschule (via Livestream auch über unseren YouTube-Kanal zu verfolgen).

Diese Form des Gebets ist sehr unscheinbar, still und wird von manchen auch als „Zeitverschwendung“ gesehen. Doch für viele Menschen ist es mehr geworden, als einfach nur in der Kirche zu sitzen und auf die Monstranz zu schauen. Es ist eine Begegnung mit Jesus in der Eucharistie. Still, leise, unscheinbar und doch eine innere Freude. Genau solche kleinen Momente der Begegnung können uns auch im Corona-Alltag helfen, dass aus dem dunklen Violett ein fröhlicheres und helleres Rosa wird. (Pfarrer Markus, Leiter des Pfarrverbands Gräfelfing St. Stefan – St. Johannes.)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Fastenzeit Corona - Pandemie