Im Zentrum der Liturgie der Kirche steht eine Kerze. Am Beginn der Osternacht wird sie am Osterfeuer entzündet und mit dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi“/„Christus, das Licht“ als einzige Lichtquelle in die dunkle Kirche getragen. Auf den Leuchter gestellt symbolisiert sie den erhabenen Christus als Sieger über den Tod. Diese besondere Kerze, die Osterkerze, wird sodann mit einer feierlichen Lichtdanksagung, dem Exsultet, besungen: „Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet, wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche durch die Hand ihrer Diener.“ Sie wird auch als „festliche Gabe“ besungen. Die Osterkerze ist als Symbol des auferstandenen Christus die liturgische Kerze schlechthin. Von ihrem Licht leitet sich das Licht aller Kerzen im Kirchenraum und darüber hinaus ab. In der Osternacht werden von der Osterkerze aus alle anderen Kerzen entzündet, vor allem jene, die die Gläubigen in den Händen halten. Das österliche Licht geht über auf jene, die als Getaufte Anteil am Ostersieg Christi über den Tod haben. Das Licht wird dabei jedoch nicht schwächer. Im Gegenteil: „Wenn auch ihr Licht sich in die Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes“, so das Exsultet.
Das österliche Licht als Opfergabe
Und weiter heißt es dort von der Osterkerze: „Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer.“ Es mag uns heute vielleicht etwas fremd erscheinen, Kerzen aus Wachs als Opfergabe zu sehen. Ein Blick in die Geschichte mag dies erklären. Wachs hatte in der Antike einen enorm hohen Materialwert, war es doch aus dem Fleiß vieler Bienen gewonnen. Übrigens haben auch heute noch echte Bienenwachskerzen einen hohen Preis. Besonders seit dem Mittelalter wurde es üblich, Kerzen als Votivgaben, also als Stiftungen oder Opfer an besonderen Orten (vor Bildern, an Wallfahrtsorten) aufzustellen. Dabei drückt die Kerze den Wunsch des Gläubigen aus, seine Hoffnung auf Erlösung und Heil durch Christus erfüllt zu sehen. Gleichzeitig wird oft die Vorstellung damit verbunden, dass eine brennende Kerze das dauernde Gebet des Gläubigen symbolisiert.