Vor Beginn des 100. Katholikentges

Die AfD war noch nie eingeladen

Heute beginnt der Katholikentag in Leipzig. Der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken wird erneut mit der Frage konfrontiert, warum die AfD nicht mitmachen darf. Und was Katholisch-Sein bedeutet.

ZDK-Präsident Thomas Sternberg (Bild: Sankt Michaelsbund/Walser) © Sankt Michaelsbund/Walser

Leipzig – Ob mit oder ohne Einladung: die Partei Alternative für Deutschland (AfD) ist beim 100. Katholikentag in Leipzig ein Thema. Mehr als die Veranstalter das wollen. Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), versuchte bei der Auftaktpressekonferenz, die Frage einer Beteiligung der AfD zurecht zu rücken. Die AfD sei nicht ausgeladen worden, sie sei schlichtweg noch nie eingeladen gewesen. "Das politische Programm passt nicht zum Katholikentag", so der ZdK-Chef. Natürlich könne man über die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Merkel diskutieren und diese kritisieren. Aber "in der Vereinfachung wie das von der AfD propagiert wird", werde das auf dem Katholikentag eben nicht diskutiert. Sternberg machte keine Hehl daraus, dass eine nachträgliche Einladung der AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry möglich gewesen wäre. Die Veranstalter halten stets ein paar Termine zur besten Zeit offen, um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können. Es habe viele Anfragen, hier ein Gespräch mit Petry zu positionieren, gegeben. Aber den "Gefallen, am Samstag vor großem Publikum der AfD ein Schaulaufen zu bieten, nein, diesen Gefallen tue ich Frau Petry nicht".

Pionierarbeit

Damit war weit in den Hintergrund geraten, was noch zum Katholikentag in einer fast katholiken- und glaubensfreien Region gesagt worden war. Dass Leipzig in Deutschlands erste Liga gehöre, nicht nur wegen des Aufstiegs der hiesigen Fußballmannschaft und dass Kunst, Kultur und Wissenschaft viele junge Menschen anziehen würden, betonte der Administrator des gastgebenden Bistums Dresden-Meißen. Vor allem aber könne sich der Rest des katholischen Deutschlands umschauen, was auf sie noch zukommen werde. "Hier wird Pionierarbeit geleistet", hielt Andreas Kutsche durchaus selbstbewusst fest. Er leitet derzeit als Administrator das Bistum, dessen Bischofsstuhl nicht besetzt ist. Wie solle Kirche auf eine extrem plurale und verstärkt religionslose Gesellschaft reagieren? Wenn in Leipzig die kleinen Brüder vom Evangelium in einer Plattenbauwohnung leben und so ganz schlicht Zeugnis geben, dann sind hier schon Antworten auf Fragen, die andernorts noch gar nicht akzeptiert werden.

Mit großer Vielfalt hatte auch der Fragensteller so seine Schwierigkeiten, der von Sternberg wissen wollte, inwiefern Schwertkampftraining den katholischen Glauben fördere. In der Tat findet sich im Programm die Veranstaltung "Hieb- und Stichfest", bei der der Heidelberger Fechtmeister Christian M. Bott zeigt, wie man mit Schwertkampf zu innerer Stärke finden kann. Eine Diskussion, die prompt bei Twitter insofern eine Fortsetzung fand, also dort in (übel)launiger Art und Weise sinniert wurde, inwiefern das zur Vorbereitung auf den nächsten Kreuzzug tauge.

Da Sternberg im weiteren Verlauf klar sagte, dass angesichts der sinkenden Priesterzahlen wichtige Aufgaben von Männern und Frauen ohne Weihe oder eben gar nicht gemacht würden und er Katholisch-Sein in erster Linie über Christ-Sein bestimme, darf man auf den Katholikentag im Land der Reformation wirklich gespannt sein. (gw) 


Die AfD war noch nie eingeladen