Postkarten von Katholikentagen

Sozialgeschichte des deutschen Katholizismus

In dieser Woche wird der 100. Katholikentag in Leipzig eröffnet. Unzählige Nachrichten über das katholische Großereignis werden via Facebook, Twitter, Instagram oder WhatsApp verschickt. Aber wie war das vor 100 Jahren? Eine Antwort darauf kann ein Professor aus Würzburg geben.

Dem Katholikentag in Würzburg 1907 gilt das besondere Interesse des Würzburger Sammlers Walter Eykmann. Ein besonders schönes, farbenfrohes Exemplar ist diese Karte: Sie zeigt den Bistumspatron St. Kilian vor der Festung Marienberg und dem Main, der Würzburg durchfließt. © Sauter

Würzburg – Professor Walter Eykmann aus Würzburg sammelt Postkarten von Katholikentagen. Und siehe da: Auch vor mehr als hundert Jahren wurden die Karten benutzt, um Freunde zu grüßen oder von dem Ereignis zu berichten. Noch spannender jedoch sind die Motive und Texte der Karten selbst, aus denen sich ein Stück Sozialgeschichte des deutschen Katholizismus herauslesen lässt.

Geweckt hat die Leidenschaft des langjährigen CSU-Landtagsabgeordneten ausgerechnet ein SPD-Kollege aus dem Landtag. Der schenkte Eykmann zu dessen 60. Geburtstag eine Kirchentagskarte von Würzburg, wo im August 1907 ein Katholikentag stattfand. Oder genauer gesagt: die 54. "Generalversammlung der Katholiken Deutschlands", denn so hieß der Katholikentag damals. Insgesamt 35 Karten, vor allem aus den Jahren 1882 bis 1932, hat der Pädagoge seitdem zusammengetragen, davon allein sechs vom Kirchentag in Würzburg.

Eykmann würde es begrüßen, wenn zum 100. Katholikentag oder auch später wieder solche Karten gedruckt würden. Eykmann: "Einmal könnte man damit sozialen Taten bezeichnen, die aus dem Katholikentag entstanden sind. Zum andern kann man eine Karte als Dokument deuten, in dem gleichsam prismenartig zu dem Zeitpunkt erkannte gesellschaftliche und kirchenpolitische Entwicklungen zusammen gefasst werden." (Walter Sauter)