Bayerischer Bibliothekstag 2023

Büchereien fit für die Zukunft

Der Bayerische Bibliotheksverband macht sich stark für die Büchereien in Bayern. Wir sprachen mit der Landtagsabgeordneten Dr. Ute Eiling-Hütig (CSU), der Vorsitzenden des Bayerischen Bibliotheksverbandes, über den Bayerischen Bibliothekstag, der heuer in Ingolstadt stattfindet, und die Zukunft der Bibliotheken angesichts der Digitalisierung.

Bibliotheken und Büchereien gehören zum Kulturstaat Bayern. © imago images - Hanke

mk online: Frau Eiling-Hütig, seit gut einem Jahr sind Sie Vorsitzende des Bayerischen Bibliotheksverbandes. Welche Erfahrungen haben Sie bisher in diesem Amt gemacht?

Dr. Ute Eiling-Hütig: Ich bin beeindruckt, welch hervorragende Arbeit in unseren 2.000 Bibliotheken in Bayern geleistet wird! Das hat mich aber nicht wirklich überrascht, denn ich habe seit meinem fünften Lebensjahr schon in Schulbibliotheken und später auch in anderen Bibliotheken gearbeitet und wollte ursprünglich auch mal Bibliothekarin werden. Außerdem erlebe ich bei meinen Gesprächen eine große Bereitschaft, unsere Bibliotheken für die Herausforderungen der digitalen Welt „fit“ zu machen. Darüber freue ich mich sehr!

Der Bayerische Bibliothekstag 2023 am 12./13. September in Ingolstadt (www.bibliothekstag.de) steht unter dem Motto „Bibliotheken – Startklar für Gen Z und KI?“. Worauf dürfen sich Besucher/-innen freuen?

Auf spannende Vorträge und einen intensiven Gedankenaustausch zu diesem hochaktuellen Thema, das für die Zukunft unserer Bibliotheken in Bayern von zentraler Bedeutung ist. Wir hätten dafür keinen besseren Tagungsort als die Technische Hochschule Ingolstadt finden können, denn sie wurde bereits 2019 zum „Knotenpunkt für Mobilität im bayerischen Netzwerk für Künstliche Intelligenz“ ernannt. 

Wie meinen Sie, können Büchereien in einer zunehmend digitalen Welt ihre attraktive Rolle als Informations- und Wissensvermittlerinnen weiter ausbauen?

Ganz einfach: indem sie mit der Entwicklung Schritt halten und ihre digitalen Angebote sukzessive ausbauen. Die Jugendlichen in Deutschland sind aktuell 9,1 Stunden am Tag online, das ist noch einmal fast eine Stunde mehr als 2019. Wir als Bibliotheken müssen sie deshalb auch online „abholen“ und ihnen so den Zugang zum digitalen, aber natürlich auch zum gedruckten Buch eröffnen. Wir müssen aber natürlich auch unsere attraktiven Möglichkeiten der Begegnung weiter ausbauen, zum Beispiel durch Lese- beziehungsweise Vorlesestunden für Kinder und Jugendliche.

Viele Büchereiteams auf dem Land leben vom ehrenamtlichen Engagement. Wie kann es Ihrer Meinung nach gelingen, weiterhin junge Menschen für die Mitarbeit in der Bücherei zu begeistern, und welche Anreize kann vielleicht der Freistaat hier geben?

Bayern ist ein Kulturstaat – und unsere Bibliotheken sind einer seiner elementaren Bestandteile. Deshalb werden wir auch dort das ehrenamtliche Engagement weiter nachhaltig fördern – sowohl ideell als auch materiell, zum Beispiel durch die Vergünstigungen, die man durch die Ehrenamtskarte erhält. Und aus eigener Erfahrung als langjährige Mitarbeiterin in meiner Schulbibliothek weiß ich: Wenn man junge Leserinnen und Leser in einer Bibliothek anspricht und mit ihnen über Literatur spricht, findet man oft welche, die sich dann auch in einer Bibliothek engagieren.

Immer wieder wird diskutiert, ob die Vergabe von Preisgeldern und die Ausrichtung von Preisverleihungen noch zeitgemäß sind. Warum denken Sie, ist dies trotzdem für die Bibliotheksarbeit in Bayern wichtig?

Weil Wettbewerb ein ganz zentraler Antrieb menschlichen Handelns ist! Das gilt auch für die Literatur, ich nenne nur den Literaturnobelpreis. Preise spornen zu Höchstleistungen an, deshalb werden wir als Bayerischer Bibliotheksverband auch in Zukunft Preise wie den Bayerischen Bibliothekspreis verleihen.

In Ihrer Tätigkeit als Landtagsabgeordnete sind Sie unter anderem im Ausschuss für Bildung und Kultus, für Wissenschaft und Kunst, im Rundfunkrat, im Landesbeirat für Erwachsenenbildung, im Verwaltungsrat für die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit sowie als Vorsitzende des Bayerischen Volkshochschulverbandes aktiv. Welche Synergieeffekte ergeben sich dabei für Ihre Aufgabe im Bibliotheksverband und für die Bildungsarbeit in Bayern?

Wie diese Aufzählung ja schon zeigt, hat „Bildung“ unheimlich viele Facetten, mit denen ich mich in all diesen Gremien praktisch täglich beschäftige – zum Beispiel im Bildungsausschuss mit der Erwachsenenbildung. Um hier die richtigen Entscheidungen treffen zu können, ist der Dialog mit den Verantwortlichen der anderen genannten Gremien unerlässlich. Denn sie sind die Expertinnen und Experten in ihren jeweiligen Bereichen und wissen, worauf es ankommt. Diesen „Input“ versuche ich dann in die politische Praxis umzusetzen.

Derzeit haben wir in Bayern noch Sommerferien, die viele Kinder und Erwachsene zum Schmökern nutzen: Welchen persönlichen Lesetipp können Sie unseren Leserinnen und Lesern mitgeben?

Ich kann mich fast nicht entscheiden, es gibt so viele gute Bücher. Vielleicht das Buch von Benedict Wells, „Vom Ende der Einsamkeit“ – ich habe es verschlungen. Oder auch die Bücher von Jojo Moyes. Urlaub fängt praktisch schon beim Lesen an! (Interview: Dr. Claudia Pecher, Leiterin der Landesfachstelle für Büchereien und Bildung beim Sankt Michaelsbunds)