Dachau – Hand aufs Herz: Können Sie Weizen- und Dinkelkörner auseinanderhalten? Wissen Sie, worin sich eine Roggen- und eine Gerstenähre unterscheiden? Von welcher Getreidesorte sich die Menschen in Bayern früher hauptsächlich ernährten? Was ein Brotschießer ist? Was die auf jeder Mehlpackung abgedruckte Typenzahl bedeutet? Was „Maurerloawen“ und „Riemische“ sind? Und wie Brezen im 12. Jahrhundert geformt sein konnten? Ein Streifzug durch die aktuelle Ausstellung im Dachauer Bezirksmuseum mit dem Titel „Das Brot – Wert und Symbolkraft eines Lebensmittels“ liefert Antworten – die an dieser Stelle freilich nicht vorweggenommen sein wollen. Denn genau das Rätseln, Stöbern, Suchen und Entdecken verschiedener historischer und gegenwärtiger Aspekte des Brots ist Teil des musealen Konzepts.
In die Dauerausstellung integriert
Die Besucher erwartet keine abgeschlossene Gesamtschau vom historischen Emmerkorn bis zum modernen glutenfreien Low-Carb-Fitnessbrot, die Ausstellung versucht auch gar nicht erst, die Welt des Brotes mit Anspruch auf Vollständigkeit abzubilden. Stattdessen wurden alle Brot-Exponate in die Dauerausstellung des Bezirksmuseums integriert – nicht geballt, sondern verteilt auf einzelne Stellen, die jeweils in hellem Braun – man könnte auch sagen: semmelfarben – markiert sind und so als Teil der Sonderausstellung deutlich werden.
Der regionale Schwerpunkt liegt somit naturgemäß auf dem Dachauer Land, doch lassen sich auch viele überregionale Erkenntnisse ableiten. Etwa über Hungerkrisen, die sich von 1769 bis 1772 in Bayern ereigneten, bevor 1816 sogar in ganz Europa der Sommer ausfiel, da im Jahr zuvor ein großer Vulkan in Indonesien ausgebrochen war und den Himmel verdunkelte. Aufgrund der Lebensmittelknappheit wurden damals sogenannte Hu ngersemmeln gebacken. Und noch im 20. Jahrhundert war das Brot immer wieder knapp, wie eine Sammlung von Lebensmittelmarken aus der Zeit vom Ersten bis zum Zweiten Weltkrieg veranschaulicht.