Kuratiekirche St. Josef in Aschau-Werk

Bayerns einzige noch genutzte Bunkerkirche

Auf den ersten Blick ist das ehemalige Lager für hochexplosive Stoffe einer Rüstungsfabrik wohl schwer als Kirche zu erkennen. Ihre Geschichte soll jetzt in einer Chronik festgehalten werden.

Die Kuratiekirche St. Josef in Aschau-Werk ist Bayerns einzige noch seelsorgerisch genutzte Bunkerkirche. © Huckemeyer

Aschau am Inn – Die Kuratiekirche St. Josef in Aschau-Werk (Dekanat Waldkraiburg) würde gut vor Augen führen, was der Prophet Micha vor 2.700 Jahren verkündete und was die Friedensbewegung in den 1980er Jahren aufgriff: „Schwerter zu Pflugscharen!“, ist Aschaus Pfarrverbandsleiter, der Salesianerpater Bernhard Stiegler der Meinung.

Die Kirche ging letztendlich aus dem Bunker eines Rüstungswerks hervor. Der Bunker diente im Krieg als Lager für hochexplosive Stoffe. Aus der befestigten und getarnten Lagerhalle wurde später ein kirchlicher Versammlungsraum für die Menschen, die nach dem Krieg im Ortsteil Aschau-Werk eine neue Bleibe fanden. 1954 kaufte die Kirche das Gebäude samt Umgebung. Die Umbauarbeiten wurden seinerzeit von Lehrlingen und Ausbildern des „Jugendhilfswerkes Waldwinkel“ der Salesianer Don Boscos vorgenommen. Die Weihe des Gotteshauses durch Weihbischof Johannes Neuhäusler fand im September 1955 statt.

Taufen und Hochzeiten in der Bunkerkirche

Wird von der Bunkerkirche gesprochen, dann muss auf alle Fälle Salesianerpater Johannes Kleppe Erwähnung finden. Er leitete von 1965 bis 1994 die Kuratie. Der Pater lebte mit seiner Schwester in der Pfarrwohnung gleich neben der Kirche. Kleppe verstarb 1999 in Waldkraiburg.

„St. Josef ist bis zum heutigen Tag bayernweit die einzige Bunkerkirche mit seelsorglicher Nutzung“, sagt Pater Stiegler. Jeden Sonntag wird dort um 10.30 Uhr Gottesdienst gefeiert, davon einmal pro Monat ein Familiengottesdienst. Taufen und Hochzeiten können ebenfalls gefeiert werden.

Zeitzeuge erstellt Chronik

Die Bunkerkirche, wenngleich sie reichlich Patina angesetzt hat, darf als kleines Juwel bezeichnet werden. Sie sei ein wichtiges Denkmal und ein gelungenes Beispiel für eine echte Rüstungskonversion, unterstreicht Pater Stiegler. Das sieht auch Günther Manz so, der sich seit vielen Jahren als Kirchenpfleger und Mesner in der Kuratie engagiert.

Jetzt haben sich unter Federführung von Pater Stiegler, Oskar Klier, Franz Wicho und Hans Borchardt zusammengetan, um eine Chronik über das Bauwerk zu verfassen. Die Idee dafür stammt von Klier, der nach dem Krieg das Werk Aschau leitete und so mit der Geschichte dieses Ortsteils bestens vertraut ist. Der 84-Jährige ist heute einer der letzten Zeitzeugen aus der Entstehungszeit. Er sucht noch dringend Fotomaterial vor allem von verschiedenen Festlichkeiten aus der Gründerzeit. (Ursula Huckemeyer, freie MK-Mitarbeiterin).

Wer Fotos zur Chronik der Bunkerkirche St. Josef in Aschau-Werk beisteuern möchte, kann sich mit Oskar Klier, Telefon 08638/84915, oder mit Pater Bernhard Stiegler, Telefon 08638/64230, in Verbindung setzen.