Schlangestehen kennt man auf dem Petersplatz, für die Abschiedsfeierlichkeiten von Papst Benedikt XVI. haben die Sicherheitskräfte „la fila“ aber nach allen Regeln der Kunst perfektioniert: Bis weit in die Via Conciliazione sind Absperrgitter aufgestellt. Sie sollen den Besucherstrom Richtung Petersdom leiten. Dass man auf den Platz nur über diese weiten Umwege komm stört die Gläubigen aber nicht. Rund 135.000 waren es allein in den ersten zwei Tagen – doppelt so viele als erwartet. Valerie Nusser aus Bamberg studiert in Rom Theologie und erlebt einen Petersplatz im Ausnahmezustand: „Normalerweise ist das eine sehr ruhiger Platz auf dem man auch mittags oder nachmittags schön sitzen kann – jetzt ist hier alles abgesperrt.“
Weniger Trauergäste als bei Johannes Paul II.
Ein Besucheransturm wie bei den Trauerfeierlichkeiten von Papst Johannes Paul II. 2005 ist es aber nicht. Damals waren es rund Vier Millionen Pilger. Dafür muss man beim deutschen Papst auch weniger lang anstehen. Wer früh kommt hat Glück, gerade am Morgen geht es zügig in etwa zwanzig Minuten von der Via Conziliazione bis zum aufgebahrten Pontifex. Verantwortlich dafür ist das Sicherheitspersonal am Papstaltar. Mit „Avanti, Avanti“-Rufen sorgen sie dafür, dass den Gläubigen nur einige Sekunden beim von zwei Schweizergardisten bewachten Benedikt bleiben. „Es wird ein Event daraus gemacht und es kriegt ein bisschen Museumscharakter“, kritisiert Theologiestudentin Nusser, das nehme dem Abschied die Tiefe. Die meisten Besucher haben damit aber kein Problem. „Wir sind sogar zweimal gegangen“, erzählt Hans Stadler aus Geiselhöring, „das ist Weltkirche hier“. Eine weiter Pilgerin spricht von einer würdevollen Atmosphäre. „Ich musste mich einfach vor ihm verneigen“, ergänzt ihr Ehemann. Auch Harald Gerngroß aus Greding ist spontan nach Rom gekommen: „Eine Entscheidung, die ich nie bereuen werde!“