Kirchenstatistik 2022

Zahl der Kirchenaustritte auf Rekordhoch

Mehr als eine halbe Million Menschen kehrten der Kirche im vergangenen Jahr den Rücken. Das geht aus einer am Mittwoch von der Deutschen Bischofskonferenz veröffentlichten Statistik hervor.

Im Erzbistum München und Freising haben 2022 so viele Menschen die Kirche verlassen wie nie zuvor. © IMAGO / Lindenthaler

Die katholische Kirche in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut stark geschrumpft. 522.821 Menschen traten aus der Kirche aus - so viele wie nie zuvor. Dies geht aus der am Mittwoch von der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn veröffentlichten Arbeitshilfe "Katholische Kirche in Deutschland - Zahlen und Fakten 2022/23" hervor. Insgesamt liegt die Mitgliederzahl nun bei rund 20,9 Millionen.

2021 waren 359.338 Menschen ausgetreten - seinerzeit ebenfalls ein Rekordwert. Die Kirche verlor im vergangenen Jahr insgesamt knapp 763.000 Mitglieder durch Austritte und Todesfälle. Demgegenüber stehen rund 155.000 Neuaufnahmen durch Taufen sowie 1.445 Eintritte etwa aus anderen christlichen Konfessionen und 3.749 Wiederaufnahmen.

In Bayern verabschiedeten sich 153.586 Katholiken, über 50.000 mehr als 2021. Mit Ausnahme des ersten Coronajahrs 2020 wurden demnach seit 2019 jeweils neue Spitzenwerte erreicht.

Generalvikar Klingan: "Wir bedauern jeden Austritt sehr."

Im Erzbistum München und Freising traten 49.029 Menschen aus der katholischen Kirche aus. Das waren 13.706 Austritte mehr als 2021. Es handelt sich dabei um die höchste Austrittszahl seit Einführung der Kirchlichen Statistik in den 1970er Jahren.  Der Münchner Generalvikar, Stellvertreter von Erzbischof Reinhard Marx, Christoph Klingan: "Wir bedauern jeden Austritt sehr. Zahlreiche Menschen kehren der Kirche den Rücken, nicht wenige nennen als Grund die Fälle sexuellen Missbrauchs in den vergangenen Jahrzehnten und des mangelhaften Umgangs damit." Im Blick auf das 2022 vorgestellte Münchner Missbrauchsgutachten sagte Klingan, die Erzdiözese werde an dem "eingeschlagenen Weg der konsequenten Aufarbeitung, der Hinwendung zu den Betroffenen und der Prävention festhalten und ihn weitergehen".

Erzbistum München: Zahl der Trauungen und Taufen stieg

Im Münchner Erzbistum traten 72 Menschen in die katholische Kirche ein (2021: 96), 384 wurden wiederaufgenommen (2021: 418). An einem durchschnittlichen Sonntag nahmen im Jahr 2022 im Erzbistum 97.584 Katholiken (2021: 75.004) an einem von 1.342 Gottesdiensten (2021: 1.323) teil, das sind 6,5 Prozent der Katholiken (2021: 4,8 Prozent).Zum 31. Dezember 2022 lebten 1,499 Millionen Menschen katholischen Glaubens im Erzbistum (2021: 1,562), was einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von 38,9 Prozent entspricht (2021: 40,6 Prozent).

Die Zahl der Trauungen im Erzbistum München und Freising kletterten im vergangenen Jahr auf 2.849 Paare (2021: 1.555), 13.074 Mal wurde die Taufe gespendet (2021: 12.523). Die Zahl der Erstkommunionen betrug 13.432 (2021: 13.950), das entspricht 95 Prozent der katholischen Kinder, die in der dritten Jahrgangsstufe zur Erstkommunion gingen (2021: 98 Prozent). Die Firmquote stieg auf 74,4 Prozent (2021: 71,2 Prozent). Die Zahl der Beerdigungen lag mit 16.280 leicht unter dem Vorjahresniveau (2021: 16.617). (kna/pm/smb)