Reaktion auf Kirchenstatistik

"Wir sind Kirche": Kirchenaustritt als Protestmittel

Noch nie haben so viele Menschen die katholische Kirche verlassen wie im vergangenen Jahr. Für Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ ist klar, warum die Zahlen so gestiegen sind.

Laut der Kirchenstatistik 2022 haben mehr als eine halbe Million Menschen die katholische Kirche verlassen. © christiane65 - stock.adobe.com

Nie zuvor sind so viele Menschen aus der katholischen Kirche in Deutschland ausgetreten wie 2022. Das sagen die Zahlen, die die Deutsche Bischofskonferenz am Mittwoch in der Kirchenstatistik veröffentlicht hat. Über eine halbe Million Gläubige haben der katholischen Kirche den Rücken gekehrt. Christian Weisner von der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ sieht die Gründe unter anderem „in der schleppenden Missbrauchsaufarbeitung in den deutschen Bistümern, die schwierigen Auseinandersetzungen innerhalb des Synodalen Weges und die Auseinandersetzung mit dem Vatikan“. Für viele Katholikinnen und Katholiken sei das nicht nachvollziehbar, so Wiesner. Ihren Kirchenaustritt würden sie als Protestmittel einsetzen.

Appell: Ausgetretene sollen weiter kirchliche Projekte unterstützen

Weisner hat kein Patentrezept wie die Austrittswelle gestoppt werden kann. Er fände es allerdings wichtig zu zeigen, dass der gesellschaftliche Glaube eine Bedeutung haben kann. Die christliche Botschaft sei eine Hoffnungsbotschaft und stehe für Solidarität, so Weisner. Das müsse wieder priorisiert werden.

Er appelliert an die Ausgetretenen, der Kirche die Finanzmittel nicht komplett zu entziehen. Sie sollten sich überlegen, ob es nicht möglich sei, zumindest kirchliche Projekte auf Gemeindeebene weiter zu unterstützen oder an die großen kirchlichen Hilfswerke zu spenden. (kna/smb)