Erzbistum München und Freising

Wie geht es weiter mit dem Gesamtstrategieprozess?

Fünf konkrete Leitprojekte treiben die Beteiligten des Prozesses derzeit an. Der Generalvikar über den aktuellen Stand in der Ausgestaltung der Gesamtstrategie.

Wohin geht der Gesamtstrategieprozess des Erzbistums München und Freising? © Nikolai - stock.adobe.com

Die Erzdiözese steht vor großen Herausforderungen – und betrachtet sie als Chance. Wir erleben derzeit eine rasante Veränderung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in die wir auch als Kirche in unserem Handeln für die Menschen hineingestellt sind. Ihre Auswirkungen zeigen sich in personeller wie in finanzieller Hinsicht und sind erheblich. Die Erzdiözese möchte diesen Wandel aktiv gestalten und nicht nur reaktiv agieren. Mit unserem Gesamtstrategieprozess haben wir grundlegende Perspektiven für die Pastoral und die Erfüllung der anderen kirchlichen Kernaufträge sowie den Einsatz von Ressourcen benannt. Jetzt setzen wir dies, wie angekündigt und von vielen auch als Erwartungshaltung formuliert, mit der Ausgestaltung der im sogenannten Strategischen Zielbild umschriebenen Gesamtstrategie Schritt für Schritt auch um.

Wie können Kirchengebäude zusätzlich genutzt werden?

In aktuell fünf Leitprojekten werden besonders drängende Herausforderungen bearbeitet. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung einer Strategie für die Immobilien in den Kirchenstiftungen. Die rund 7.000 kirchlichen Gebäude, von denen rund 4.000 für die Seelsorge genutzt werden, sind eine enorme Ressource, aber auch eine Last, denn die Kosten für Instandhaltung und Renovierung werden immer höher. Die Erzdiözese stellt den Kirchenstiftungen weit mehr als 50 Millionen Euro pro Jahr für ihre Gebäude zur Verfügung, der tatsächliche Bedarf ist jedoch weit größer.

Wegen der insgesamt knapper werdenden Finanzmittel können die diözesanen Zuschüsse nicht einfach erhöht werden. Sie werden künftig nicht mehr dafür ausreichen, dass die Kirchenstiftungen alle Gebäude und Kirchen erhalten können. Hier setzt das Leitprojekt zur Immobilienstrategie auf Ebene der Dekanate an, das den Akteuren vor Ort in den Pfarrverbänden und Pfarreien viel Eigenverantwortung zuspricht. Denn nur sie können entscheiden, welche Schwerpunkte sie in der Seelsorge setzen wollen, welche Gebäude sie dafür benötigen und welche nicht mehr. Dabei sollen auch die Kreativität und das Wissen der Menschen genutzt werden, wenn es darum geht, alternative Nutzungs- und Finanzierungsmöglichkeiten für Gebäude zu finden. Denkbar ist zum Beispiel, dass Räume gemeinsam mit der Caritas, der Kommune oder ökumenisch genutzt werden. Auch die Umnutzung von Gebäuden, etwa zu Wohnungen, muss geprüft werden. Hier sind neue Wege zu beschreiten. In zwei Pilotdekanaten laufen dazu erste Vorbereitungen.

Seelsorgliches Angebot prüfen

Während die Bauzuschüsse von Seiten der Erzdiözese gleich bleiben, wird im Haushalt des Erzbischöflichen Ordinariats bereits gekürzt. Für die Haushaltsplanung 2023 wurden dazu inhaltliche Schwerpunktsetzungen vorgenommen: In hoch priorisierten Arbeitsbereichen wurden die Mittel nur wenig gekürzt, in niedriger priorisierten Bereichen stärker. Entscheidend war dabei die Betrachtung: Wie wirksam sind wir? Wo können wir unsere Wirkung einschätzen und wo nicht? Ziel der Erzdiözese ist es, sich in Zukunft der Wirkung des eigenen Handelns stärker als bisher zu vergewissern und so den Ressourceneinsatz besser steuern und fokussieren zu können.

Der Blick auf die Wirkung des eigenen Handelns ist auch Grundlage für ein weiteres Leitprojekt, das die Pfarrverbände und Pfarreien in den Blick nimmt. Haupt- und Ehrenamtliche erhalten Unterstützung dabei, ein bestimmtes seelsorgliches Angebot genauer zu betrachten, zum Beispiel die Erstkommunion oder die Firmvorbereitung: Welche Wirkungen hat das Angebot? Erfüllt es die gestellten Erwartungen? Wie kann und soll es weitergeführt werden? Bewährtes soll beibehalten, aber auch Neues ermöglicht werden. Es wird künftig mehr als bisher Schwerpunktsetzungen in bestimmten Bereichen brauchen und damit verbunden auch eine Antwort auf die Frage, wovon wir uns trennen können.

Ehrenamt stärken

Ein viertes und zentrales Leitprojekt widmet sich dem Ehrenamt. Die Ehrenamtlichen und freiwillig Engagierten sind für die Erzdiözese ein großer Segen. Nicht nur wegen ihres tatkräftigen Einsatzes, sondern auch wegen der Ideen, die sie einbringen, und der Leidenschaft, mit der sie sich einsetzen. Unsere Aufgabe besteht darin, sie dabei zu unterstützen und ihr Engagement zu fördern. An welchen Stellen das noch besser gelingen kann, wird im Leitprojekt geprüft. Dazu haben bereits erste Treffen stattgefunden. Zudem gibt es ein Projekt, in dem das karitative Handeln näher betrachtet wird, auch unter dem Blickwinkel der Wirksamkeit.

Die Ausgestaltung soll aber vornehmlich nicht in gesonderten Projekten stattfinden. Vielmehr sollen die Gesamtstrategie und das zugrunde liegende strategische Zielbild selbstverständliche Basis von Entscheidungen in der Erzdiözese werden. Die Erzdiözese wird hier dranbleiben und auf dieser Grundlage ihr Handeln weiterentwickeln. Wenn wir, was erklärtes Ziel ist, nah bei den Menschen bleiben und für sie die Botschaft Jesu Christi erfahrbar machen wollen, müssen wir uns den gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen stellen. Und das bedeutet, dass es Veränderungen geben wird. Es kann nicht alles beim Alten bleiben. Darin steckt aber auch die große Chance, das kirchliche Handeln noch wirkungsvoller auszurichten und damit Kirche gemäß ihrem Auftrag in dieser Welt, ganz konkret in unserem Erzbistum, treu zum Evangelium zukunftsfähig zu gestalten. (Christoph Klingan, Generalvikar der Erzdiözese München und Freising)