Herbstvollversammlung in Fulda

Vorsitzender Bischof Georg Bätzing: „Aufbruch aus der Krise“

Kirchenaustritte, Missbrauchsskandal, Corona: Die Themen der Bischofskonferenz in Fulda sind brisant und treiben die Kirche zum Teil seit Jahren um.

Haben sich viel vorgenommen: Pater Hans Langendörfer SJ, Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, der Vorsitzende Bischof Georg Bätzing und DBK-Pressesprecher Matthias Kopp © smb/Zöpfl

Fulda – Ein strahlend blauer Himmel erstreckt sich über die Dächer Fuldas, während hier, pünktlich zum kalendarischen Herbstanfang, die alljährliche Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) anläuft. „Die Stimmung ist gut“, betonte der neue DBK-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, in seinem einleitenden Statement. Eine keineswegs selbstverständliche Feststellung, wenn man auf die brisanten Themen blickt, die auf der Agenda stehen – und die zum Teil sehr weit auseinanderliegenden Standpunkte der einzelnen Bischöfe, die mitunter heftig verteidigt werden.

Ein Beispiel: Die Diskussion um ein mögliches zukünftiges Diakonat der Frauen. "Das Diakonat der Frauen halte ich für sehr legitim", hatte sich Bischof Bätzing am Tag vor der Vollversammlung in einem Interview des Deutschlandfunks geäußert. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hingegen hatte zuvor betont, dass die Diskussion über die Weihe von Frauen nicht zum Ziel führe: "Denn diese Frage ist definitiv mit höchster Lehrautorität entschieden worden durch Papst Johannes Paul II."

Keine Abspaltung der deutschen Kirche

Nur einer von vielen Streitpunkten innerhalb der katholischen Kirche. „Die Situation ist schwer“, räumte Bischof Bätzing auf Nachfrage schließlich ein. Dennoch handle es sich um rein sachliche Differenzen, die im Diskurs miteinander angegangen werden müssten. „Der Synodale Weg geht gut voran“, bekräftigte der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz mit Blick auf den innerkirchlichen Reformprozess.  „Wir schauen nach vorne und es geht nach vorne.“ Befürchtungen der innerkirchlichen Spaltung widersprach der Limburger Bischof entschieden: „Wir sind Kirche im Kontext der katholischen Weltkirche und werden das bleiben. Es gibt keine Tendenzen, uns als Nationalkirche abzuspalten.“

Die Vollversammlung wird sich neben den Themen des Synodalen Weges mit der Kirchenstatistik 2019 und der Instruktion der Kongregation für den Klerus über die Pfarrgemeinde befassen. Beim Themenfeld „Aufklärung und Aufarbeitung“ wird es um weitere Konsequenzen aus der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie) gehen.

Absage für gemeinsames Abendmahl

Großes Aufsehen hatte unmittelbar vor der Vollversammlung zudem ein auf den 18. September datiertes Schreiben der Glaubenskongregation an Bischof Bätzing erregt. In dem Brief erteilt der Vatikan gegenseitigen Abendmahls-Einladungen von Katholiken und Protestanten eine theologisch begründete Absage. Die Unterschiede im Eucharistie- und Amtsverständnis seien "noch so gewichtig", dass sie eine Teilnahme katholischer und evangelischer Christen an der Feier der jeweils anderen Konfession derzeit ausschlössen. Auch für eine "individuelle Gewissensentscheidung" gebe es keine Grundlage. Der Ökumenische Arbeitskreis (ÖAK), dem auch Bischof Bätzing angehört, hatte vorgeschlagen, dass evangelische und katholische Kirche künftig ihren Mitgliedern gestatten sollten, in Gottesdiensten der je anderen Tradition an Abendmahl oder Eucharistie teilzunehmen. In Fulda erklärte der DBK-Vorsitzende nun jedoch beschwichtigend, er sehe in der jüngsten Mahnung aus dem Vatikan "keine schallende Ohrfeige". Die Kritik der Römischen Glaubenskongregation sei detailliert und gewichtig. Er habe aber von Anfang an erwartet, dass es in beiden Kirchen zu einer kritischen Diskussion über die Vorschläge des ÖAK kommen würde.

„Aufbruch aus der Krise“ – so beschrieb Bischof Bätzing die Stimmung auf der Vollversammlung. In Zeiten der Pandemie hat dieser Ausdruck eine besonders große Bedeutungskraft. Denn neben Missbrauchsskandal, massenhaften Kirchenaustritten und Meinungsverschiedenheiten der Bischöfe lässt auch die Corona-Krise die katholische Kirche nicht unberührt. In den vergangenen Wochen wurde immer wieder der Vorwurf laut, die Kirche habe die Menschen während des Lockdowns allein gelassen – vor allem die Kranken und Alten. Ein Vorwurf, der auch Bischof Bätzing merklich trifft. Um die Rolle der Kirche während der Pandemie zu reflektieren, wird es am zweiten Tag der Vollversammlung einen eigenen Themenblock geben. (zoe/kna)