Sensation in München

Überreste der ehemaligen Hauptsynagoge entdeckt

Vor 85 Jahren wurde Münchens Hauptsynagoge von Nationalsozialisten abgerissen. Nun wurden bei Bauarbeiten wertvolle Teile gefunden. Darunter ein Fund mit großer Symbolkraft.

Bei Bauarbeiten an der Grosshesseloher Brücke in München wurden Reste der Münchner Hauptsynagoe gefunden. © SMB/Rössert

München – Per Zufall haben Bauarbeiter in München bei der Erweiterung des Großhesselohers Isarwehrs wertvolle Teile der ehemaligen Hauptsynagoge gefunden. Bernhard Purin, der Direktor des Jüdischen Museums in München, wurde als einer der Ersten über die Funde informiert: „Es war eine große Überraschung, weil wir immer gerätselt haben, wo diese Abbruchteile der Synagoge verblieben sind.“

Fund der Gebetstafel außergewöhnlich

Besonders außergewöhnlich ist der Fund einer nahezu unversehrten Gebotstafel aus Stein, sagt der Direktor des jüdischen Museums: „Die Gesetzestafel hat etwas sehr Symbolisches. Ähnlich wie das Kreuz in der Kirche ist sie ein zentraler Punkt, den man beim Gebet sieht.“ Die anderen Teile seien Wand- und Säulenteile mit Verzierungen. Von Architektur her könnten die auch von einer Kirche stammen. Mit der Gesetzestafel habe man ein sehr symbolträchtiges Objekt. 

Münchens Hauptsynagoge wurde vor 85 Jahren von Nationalsozialisten abgerissen. Aber nicht, wie etliche Synagogen am 9. November 1938 während der Reichspogromnacht, sondern als einer der ersten Synagogen in Deutschland auf Befehl von Adolf Hitler. Geschichtlich sind die Funde deshalb laut Purin sehr bedeutend: „Die Funde zeigen in ihrer Zerstörung, was 1938 hier in München passiert ist. Es ist für die jüdische Gemeinde ein Anknüpfungsgrund an die Vorkriegsgeschichte. Wir haben auch viele Fotos aus dieser Zeit, aber die Steine haben eine ganz andere Aura“.

Unschätzbarer Wert für die Stadtgeschichte

Auch für die Stadtgeschichte und die Politik ist der Fund einzigartig, findet Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden: „Der Fund ist von unschätzbarem Wert für die Münchner Stadtgeschichten.“ Der Abriss von der Synagoge durch die Nazis vor 85 Jahren, sei einer der schwärzesten Tage Münchens gewesen, so Haberschaden weiter. Es sei deshalb historische Verpflichtung, die Funde zu sichern und der jüdischen Gemeinde zurückzugeben.  

Zunächst einmal heißt es aber sichten. Denn insgesamt sind 150 Tonnen Stein auf der Baustelle potenziell von der ehemaligen Münchner Hauptsynagoge. Das werde eineinhalb bis zwei Jahre dauern, denkt Purin. Wo die Funde danach landen, ist noch unklar. Für die jüdische Gemeinde und das jüdische Museum sind 150 Tonnen Steine wahrscheinlich zu viel. Gemeinsam mit der Stadt München wird da eine Lösung gefunden werden. (Magdalena Rössert, Redakteurin beim Sankt Michaelsbund)