Wege aus der Krise

Tipps vom Unternehmensberater für die Kirche

Steckt ein Unternehmen in der Krise, ist ein möglicher Schritt die Unternehmensberatung. Auch die Kirche könnte davon profitieren. "XIT", eine Unternehmensberatung für soziale Organisationen, zeigt auf, wo die Schwachstellen der Kirche liegen und wie Lösungen für sie aussehen könnten.

Ein Unternehmensberater hat Tipps für die Kirche. © fotogestoeber - stock.adobe.com

„Die Kirche findet sich derzeit strategisch in einem goldenen Käfig“, so Professor Klaus Schellberg von der Unternehmensberatung "XIT" im Gespräch mit mk-online. Auf der einen Seite würden die Mitgliederzahlen der Kirche zwar sinken, auf der anderen wären immer noch so viele Menschen in der Kirche und das finanzielle Polster groß genug, um die Dramatik nicht sehen zu müssen. So könnten Veränderungen noch verdrängt werden, „bis es vielleicht zu spät ist.“

Wie mit dem Missbrauchsgutachten umgehen

Gerade die Veröffentlichung des Münchner Missbrauchsgutachtens und die in der Folge steigenden Austrittszahlen zeigen, dass Kirche dringend agieren muss. Schellberg rät deshalb, den Missbrauchsskandal unmittelbar aufzuarbeiten, aber insbesondere auch das strukturelle Problem der Kirche anzugehen. Kirche muss eine Möglichkeit finden, Menschen zu binden und vielleicht sogar zurückzugewinnen, so der Unternehmensberater. 

In Fällen wie bei der Veröffentlichung des Gutachtens empfiehlt er dafür zu sorgen, dass zeitgleich auch positive Meldungen kursieren, damit so eine negative Meldung nicht den alleinigen Eindruck übernehme.

Neue Angebote schaffen

Das Kernangebot der Kirche bleibe die biblische Botschaft, das Portfolio aber, also die Angebote darüber hinaus, müssten bereinigt werden. So würden beispielsweise nur rund 10 Prozent der Mitglieder den Gottesdienst besuchen und das auch nicht regelmäßig. Auch die Sprache von Kirche braucht laut Schellberg ein „Facelifting“.

Der Unternehmensberater empfiehlt, neue Angebotsformate zu überdenken. In Hinblick auf die Nachfrage nach Coaching für die unterschiedlichsten Bereiche und die Wartelisten bei Psychotherapeuten schlägt Schellberg beispielsweise „Catholic Coaches“ vor. Allerdings dürfe Kirche auch nicht auf jeden Modetrend aufspringen. Ein gelungenes Beispiel für die Verlagerung der Dienste von Kirche sieht er zum Beispiel in der Arbeit der Caritas.

Letztendlich muss sich Kirche etwas bei der Wirtschaft abschauen. Bei jeder Aktiengesellschaft sei ein Aufsichtsrat hinterher oder woanders die Gesellschafterversammlung, die sagen „die Umsätze stimmen nicht, jetzt muss was passieren. Und wir lassen die Dinge schleifen“, so Schellberg. 

Die Autorin
Linda Burkhard
Radio-Redaktion
l.burkhard@michaelsbund.de