Vatikanstadt – Es war eine der kürzesten Amtszeiten der Papstgeschichte: Nur 33 Tage nach seiner Wahl, am 28. September 1978, starb Johannes Paul I. Dennoch oder vielleicht gerade deswegen beschäftigt Albino Luciani auch heute noch die Gemüter. Am Mittwoch hat Papst Franziskus nun den Weg freigemacht für die Seligsprechung seines beliebten Vorgängers.
Johannes Paul I. war der erste Papst, der einen Doppelnamen wählte. Auch sonst brach er mit vatikanischen Gepflogenheiten. Bislang sagten Päpste, wie bei Monarchen üblich, "Wir", wenn sie von sich sprachen. Johannes Paul I. sagte "Ich". Den tragbaren Papstthron benutzte er nur widerstrebend auf Drängen der Kurie. Und der Schweizergarde erließ er den bis dahin verpflichtenden Kniefall in Anwesenheit des Papstes.
Papst aus armen Verhältnissen
Luciani stammte aus armen Verhältnissen. Sein Vater war Saisonarbeiter in Frankreich, Deutschland oder Österreich und kaum zu Hause. Sein Elternhaus im norditalienischen Forno di Canale, wo er am 17. Oktober 1912 zur Welt kam und mit drei Geschwistern und zwei Stiefschwestern aufwuchs, erinnert an "Don Camillo und Peppone": der Vater Mitglied der antiklerikalen Sozialisten, die Mutter strenggläubig.
Trotz der seit Kindertagen angeschlagenen Gesundheit machte Luciani, der am liebsten Dorfpfarrer geblieben wäre, Kirchenkarriere. 1958 wurde er Bischof der Provinzstadt Vittorio Veneto, zwölf Jahre später Patriarch in Venedig. Noch im Juli 1978 sagte er, es sei ein Fehler gewesen, dass Paul VI. ihn dazu berufen habe. Am 26. August wählten ihn die Kardinäle gar zu dessen Nachfolger.
Ein theologischer Sturmgeist war Johannes Paul I. nicht. Er stand fest in der Tradition seiner Vorgänger. Wie er als Papst wirklich dachte, dafür geben 33 Tage Amtszeit wenig her. Für Spekulationen umso mehr. Sein früher Tod ließ Mutmaßungen ins Kraut schießen.
Spekulationen über sein Sterben
Am 29. September 1978 schob Schwester Vincenza Taffarel um 4.30 Uhr wie gewöhnlich ein Kännchen Kaffee ins Arbeitszimmer - und klopfte an der Schlafzimmertür. Als abermaliges Klopfen ohne Antwort blieb, öffnete sie und fand den Papst reglos im Bett sitzen. Er hatte seine Brille auf, der Kopf hing leicht zur Seite. In seinen Händen hielt er einige Blätter; die Leselampe brannte. Herzversagen, so die Diagnose des Leibarztes Renato Buzzonetti. Als Todeszeitpunkt nahm er 23.00 Uhr an.