Eucharistischer Weltkongress

Papst Franziskus übt Kritik an ungarischer Regierung

Beim Auftakt zu seiner 34. Auslandsreise spricht Papst Franziskus in Budapest Klartext. Er macht mehrmals deutlich, wie wenig er von der rechtsnationalen Regierung von Viktor Orban hält.

Bei seinem Kurzbesuch in Budapest spricht Papst Franziskus mit Viktor Orban. © Vatican Media/Romano Siciliani/kna

Budapest – Nicht weniger als "eine Wiedergeburt der Kirche" haben sich die katholischen Bischöfe in Ungarn vom Auftritt des Papstes in Budapest erhofft. Doch die Worte von Franziskus beim Eucharistischen Weltkongress üben - mal mehr, mal weniger deutlich - Kritik an Regierung, Kirchenführung und der ungarischen Gesellschaft insgesamt.

Lange vor Beginn der 34. Auslandsreise des 84-Jährigen hat sich angedeutet, dass es keine ganz einfache Visite werden würde. Die Misstöne waren unüberhörbar und wurden vom Papst selbst durch wenig charmante Äußerungen verstärkt. Sein Auftritt in Budapest sei "kein Ungarn-Besuch", betonte er in ungewohnter Manier. So als wolle er sich im Land der rechtsnationalen Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban nicht länger als nötig aufhalten.

Unstimmigkeiten zwischen Papst und Orban

Das Begrüßungstreffen mit Orban und dem katholischen Staatspräsidenten wirkt distanziert. Bei der rund halbstündigen Unterredung sitzt der Papst auf einem schmucklosen Holzstuhl inmitten des Museums der Schönen Künste. Die ungarische Führung sitzt meterweit entfernt.

Eine Erklärung dürfte die Flüchtlingspolitik der regierenden Fidesz-Partei sein, die so gar nicht dem "geschwisterlichen" Gesellschaftsbild des Papstes entspricht. Migranten aus muslimischen Ländern sollen nach ihrem Willen möglichst fernbleiben. Der Vatikan indes mahnt die EU-Staaten immer wieder zu Aufnahme und Unterstützung.

Orban interpretiert auch andere christliche Werte offensichtlich anders als der Bischof von Rom. Pikanterweise befürworten große Teile des ungarischen Klerus den dezidiert konservativen Fidesz-Kurs - vor allem das propagierte klassische Familienbild kommt in kirchennahen Kreisen gut an.

Klare Worte von Franziskus

Franziskus spricht das Problem in einer Rede vor ungarischen Bischöfen direkt an. Öffnung, Dialog und mehr Mut zur Veränderung seien das Gebot der Stunde, mahnt er die Geistlichen. Angesichts kultureller, ethnischer, politischer und religiöser Unterschiede gebe es zwei Haltungen: "Entweder verschließen wir uns in einer starren Verteidigung unserer sogenannten Identität, oder wir öffnen uns für die Begegnung mit dem Anderen und kultivieren gemeinsam den Traum einer geschwisterlichen Gesellschaft."

Und es kommt noch mehr Kritik hinzu. Bei einem Gespräch mit jüdischen Vertretern - ebenfalls im Museum der Schönen Künste - ruft der Papst zum Kampf gegen Antisemitismus auf, der "immer noch in Europa schwelt". Ungarn nennt er in diesem Zusammenhang nicht explizit, aber Gegner des Orban-Lagers werfen diesem immer wieder vor, mit antisemitischen Klischees Wahlkampf zu machen.

Auch bei der Abschlussfeier mit 100.000 Gläubigen am Heldenplatz mahnt Franziskus, dass "Zurschaustellung und Triumphalismus" nicht der Weg zu Gott seien und warnt vor dem "Götzen unseres Ichs", den es mit Jesu Hilfe zu überwinden gelte. Das Ergebnis könnte tatsächlich "eine Wiedergeburt der Kirche" sein. Auch wenn sich Ungarns Bischöfe das vermutlich anders vorgestellt haben. (kna)