Rassistische Nachstellungen

Rücktritt nach Morddrohungen

Erst wurde er als "Neger" beschimpft, dann folgten anonyme Morddrohungen: am Sonntag hat der Pfarrer von Zorneding seinen Rücktritt bekannt gegeben.

Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende (Foto: Sankt Michaelsbund) © Sankt Michaelsbund

Zorneding – Der aus dem Kongo stammende Pfarrer von Zorneding, Olivier Ndjimbi-Tshiende, wird zum Ende des Monats die Pfarrei Sankt Martin verlassen, nachdem er in den vergangenen Monaten mehrere Morddrohungen erhalten hat. Dies bestätigte der Pressesprecher des Münchner Ordinariates: "Wir bedauern das sehr und stehen an seiner Seite."

Ndjimbi-Tshiende teilte heute am Ende des Gottesdienstes der Pfarrei seinen Rücktritt ruhig und mit wenigen Worten mit. Ohne auf die näheren Hintergründe einzugehen, verwies der dabei auf die „Vorfälle der letzten Wochen.“ Möglicherweise spielten dabei auch Konflikte mit den Gremien der Pfarrgemeinde eine Rolle. Er bedankte sich ganz besonders bei denjenigen, die das von ihm geförderte Waisenhausprojekt im Kongo mit unterstützten.

Vorangegangen war eine Auseinandersetzung zwischen der Pfarrei mit der örtlichen CSU. Aufgrund hetzerischer und ausländerfeindlicher Aussagen in der Parteipostille forderte der Pfarrgemeinderat den CSU-Ortsverein auf, künftig nicht mehr die Kirchtürme auf dem Titelblatt des Organs zu drucken. Der promovierte und habilitierte Pfarrer, seit vielen Jahren deutscher Staatsbürger, äußerte sich in Interviews mit der Tagespresse sehr besonnen, aber eindeutig. Er verfasste einen Hymnus auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem er deren Flüchtlingspolitik als zutiefst christlich lobte.

Eine rassistische Äußerung des stellvertretenden CSU-Ortsvorsitzenden Johann Haindl führte zu einer ersten Eskalation, die mehrere Rücktritte in der Vorstandschaft der Zornedinger CSU nach sich zog. Das Erzbistum verurteilte diese Äußerungen umgehend aufs Schärfste. Dabei hatte sich auch die oberbayerische CSU-Bezirkschefin Ilse Aigner eingeschaltet.

Wie jetzt bekannt wird, war Ndjimbi-Tshiende in den letzten Wochen diversen Nachstellungen, anonymen Drohschriften und sogar Morddrohungen ausgesetzt. Der bald 67-Jährige hat deshalb beim Münchner Ordinariat seinen Rücktritt eingereicht, dem umgehend stattgegeben wurde. (kna/gw)