Gedenken

Papst und Bischöfe würdigen Benedikt XVI. am ersten Todestag

Franziskus bittet um Applaus für seinen Vorgänger und Benedikts langjähriger Privatsekretär Gänswein feiert Gedenkmesse im Petersdom.

Privatsekretär Gänswein hält Gedenkmesse für Benedikt XVI. im Petersdom. © IMAGO / Independent Photo Agency Int.

Ein Jahr nach dem Tod von Benedikt XVI. ist im Vatikan an den aus Deutschland stammenden emeritierten Papst erinnert worden. Benedikt habe die Kirche mit Liebe und Weisheit geleitet, würdigte Papst Franziskus am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz seinen Vorgänger. "Wir denken an ihn voller Dankbarkeit und Bewunderung. Er segne uns vom Himmel herab und begleite uns", fügte Franziskus hinzu. Zugleich rief er zum Applaus für den ehemaligen deutschen Papst auf.

Der frühere Erzbischof von München und Freising, Theologieprofessor und langjährige Chef der Vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, wurde 2005 zum Papst gewählt; 2013 trat er überraschend zurück und lebte seitdem zurückgezogen im Vatikan. Dort starb Benedikt XVI. am 31. Dezember 2022 mit 95 Jahren.

Gänswein feiert Gedenkmesse

Bereits am Sonntagmorgen hatte Benedikts ehemaliger Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, eine Gedenkmesse für den Verstorbenen gefeiert. Vor zahlreichen Gästen im Petersdom lobte er den emeritierten Papst für den "Reichtum seines Lehramts, die Tiefe seiner Theologie und das leuchtende Beispiel dieses einfachen und bescheidenen Arbeiters im Weinberg des Herrn". Der damalige Kurienkardinal Ratzinger hatte sich bei seiner Wahl zum Papst am 19. April 2005 selbst als "bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn" bezeichnet.

Bischof Bätzing: "In unseren Herzen lebt der Verstorbene weiter"

Auch die deutschen Bischöfe würdigten den emeritierten Papst. "In unseren Herzen lebt der Verstorbene weiter, denn Papst Benedikt hat seiner Kirche auch in schwierigen Zeiten Hoffnung und Orientierung vermitteln können", schrieb der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, am Sonntag auf X, dem früheren Twitter. Sein Vermächtnis sei gezeichnet von intellektueller Tiefe, persönlicher Demut und einem unermüdlichen Streben, die Kirche auch in schwierigen Zeiten zu führen, so der Limburger Bischof.

"Wer Benedikt XVI. begegnete, spürte, dass er sich immer sehr persönlich für sein Gegenüber interessierte." In Deutschland habe Ratzinger seine Heimat gehabt und als theologischer Lehrer und Bischof das kirchliche Leben über lange Zeit mitgeprägt. "Der Priester, Bischof und emeritierte Papst Benedikt – und der Mensch Joseph Ratzinger – bleiben in guter Erinnerung. In Respekt und Dankbarkeit", so Bätzing.

Kurienkardinal würdigt Benedikt XVI. als "sehr sensiblen und aufmerksamen Papst"

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch würdigte Benedikt XVI. als einen "sehr sensiblen und aufmerksamen Papst". Der Verstorbene sei "ein feiner und demütiger Mensch, zweitens ein tief gläubiger Christ, Priester und Bischof und drittens ein gebildeter und intelligenter Theologe gewesen", so der "Ökumeneminister des Papstes" im Interview des Schweizer Portals "kath.ch" (Sonntag).

Persönlich habe ihn immer beeindruckt, wie sehr "der Dialog zwischen Glaube und Vernunft" dem Theologen und Papst ein wichtiges Anliegen gewesen sei, sagte Koch, den Benedikt 2010 ins Kardinalskollegium berufen hatte. Ratzinger sei überzeugt gewesen, "dass Glaube und Vernunft aufeinander angewiesen sind und dass nur im wechselseitigen Dialog Krankheiten des Glaubens vermieden und Pathologien der Vernunft überwunden werden können", betonte der Kurienkardinal. (kna)