Pfingstmesse im Vatikan

Papst mahnt Gläubige an Pfingsten zur Einheit

Den Heiligen Geist als Prinzip der Einheit, stellt Papst Franziskus in seiner Predigt in den Mittelpunkt. Mit Mundschutz und Sicherheitsabstand durften einige Gläubige den Pfingstsonntag mit ihm feiern.

Am Pfingstsamstag betete Papst Franziskus den Rosenkranz an der Lourdes-Grotte in den Vatikanischen Gärten. © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA

Vatikanstadt – Der Papst hat die Gläubigen an Pfingsten zu kirchlicher Einheit gemahnt. Auch in der Kirche gebe es unterschiedliche Meinungen, Entscheidungen, Empfindungen, sagte Franziskus in seiner Predigt am Sonntagmorgen im Petersdom. "Aber unser Prinzip der Einheit ist der Heilige Geist." Für ihn "sind wir keine im Wind treibenden Konfettischnipsel, sondern unersetzliche Steinchen seines Mosaiks", so das Kirchenoberhaupt.

Die Pfingstmesse im Vatikan war wegen der Corona-Pandemie nicht öffentlich zugänglich. Nur einige Dutzend Gläubige durften an der Zeremonie in einer Seitenkapelle - mit Schutzmasken und Sicherheitsabstand - teilnehmen. Das Ereignis wurde live über TV und Internet übertragen.

Einheitsstiftende Kraft des Heiligen Geistes

Der Papst forderte dazu auf, an Pfingsten die einheitsstiftende Kraft des Heiligen Geistes zu erkennen. Entschieden wandte er sich gegen die Versuchung, "dass wir unsere eigenen Ideen bis aufs Messer verteidigen". Wer glaube, diese seien gut für alle und er komme nur mit jenen zurecht, die gleicher Meinung seien, liege falsch. "Das ist ein Glaube nach unserer Fasson, es ist nicht das, was der Geist will."

Für diesen gebe es keine Rechten oder Linken, "für den Geist gehören wir zum Vater und zu Jesus", betonte Franziskus. Die Welt sehe Konservative und Progressive; der Geist sehe Kinder Gottes. Ein weltlicher Blick sehe Strukturen, die effizienter gestaltet werden müssten; ein geistlicher Blick sehe Brüder und Schwestern, die um Erbarmen bettelten.

Feinde der Hingabe

Die Gottesvorstellung sei entscheidend für das Glaubensleben, so der Papst weiter. "Wenn wir einen Gott im Sinn haben, der sich alles nimmt und sich aufdrängt, möchten auch wir uns alles nehmen und uns aufdrängen: Räume besetzen, Bedeutung beanspruchen, nach Macht streben." Doch wenn man Gott als Gabe im Herzen spüre, ändere sich alles. "Dann werden auch wir aus unserem Leben ein Geschenk machen wollen."

Es gebe allerdings drei "Feinde der Hingabe", die einer solchen Erkenntnis im Wege stünden: Narzissmus, Selbstmitleid und Pessimismus. Der Rückzug auf die eigenen Bedürfnisse sei ebenso falsch wie ein verschlossenes Herz, das sich immer nur frage: "Warum sind die anderen nicht für mich da?" Auch ständige Schwarzmalerei sei angesichts der "dramatischen Situation", in der sich die Welt befinde, ausgesprochen schädlich. "Wenn man so denkt, kehrt die Hoffnung sicher nicht zurück."

Chancen nicht ungenutzt verstreichen lassen

Zum Abschluss seiner Predigt bat der Papst den Heiligen Geist, die Menschen aus der "Lähmung des Egoismus" zu befreien. "Denn schlimmer als die gegenwärtige Krise wäre nur, wenn wir die Chance, die sie birgt, ungenutzt verstreichen ließen und uns in uns selbst verschlössen", mahnte er.

Im Anschluss an den Gottesdienst wird das Kirchenoberhaupt - wie üblich - das Mittagsgebet sprechen. Zum sogenannten Angelus-Gebet ist Gläubigen der Zutritt zum Petersplatz gestattet, sofern sie die gängigen Sicherheitsvorschriften beachten. Franziskus wird vom Fenster seines Arbeitszimmers im Apostolischen Palast zu ihnen sprechen.

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Pfingsten