Kardinal Marx über neues Papstbuch

Papst leistet mit seinem Buch "Übersetzungsarbeit"

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sieht im neuen Buch "Wage zu träumen!" von Papst Franziskus die gestellten Aufgaben an Kirche und Gläubige aus dem Lehrschreiben "Fratelli tutti" verdeutlicht.

Kardinal Marx sieht im neuen Buch des Papstes eine Übersetzung seines Lehrschreibens "Fratelli tutti". © imago images / Independent Photo Agency Int.

München/Vatikanstadt – Mit seinem aktuellen Buch "Wage zu träumen!" leistet Papst Franziskus eine Art Übersetzungsarbeit zu seinem zuvor veröffentlichten Lehrschreiben "Fratelli tutti". Zu diesem Schluss kommt der Münchner Kardinal Reinhard Marx in einem Gastbeitrag für die Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano" (Dezember). So erwecke der Papst fast den Anschein, "als wolle er ganz sicher gehen, dass wirklich alle verstehen, dass er auch in seinem Papstamt Grenzen überwinden möchte und uns aufruft, es ihm gleichzutun in unserem Verantwortungsbereich".

Weltweite Geschwisterlichkeit

Die Enzyklika "Fratelli tutti" lasse sich, so der Kardinal, zudem als eine "Summe des bisherigen Pontifikates von Franziskus", lesen; "als Summe dessen, was er der Welt, und auch der Kirche selbst ins Stammbuch schreiben will". Der Papst fordere darin die Kirche auf, ihrer öffentlichen Rolle gerecht zu werden und sich in den Dienst der Förderung der Menschen und der weltweiten Geschwisterlichkeit zu stellen. Damit stehe der Text in der langen Tradition der kirchlichen Sozialverkündigung und führe den Gedanken der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen konsequent weiter.

Sehr dankbar sei er Papst Franziskus zudem, notiert Marx, dass dieser in seinem Rundschreiben die scheinbar so selbstverständliche Haltung im Umgang miteinander in den Vordergrund stelle. Indem er die Bereitschaft zum Dialog betone, gebe er in einer Zeit erstarkender Populismen, Nationalismen und Ideologien Orientierung.

Kirche brauche Dialog

Die Ansprüche von "Fratelli tutti" richteten sich aber auch an die Kirche selbst, schreibt Marx. Als Gemeinschaft von Menschen sei sie nicht immun gegen die Versuchungen des Egoismus und des Individualismus, des Missbrauchs der Macht, der Ideologisierung und des Fundamentalismus.

Auch in der Kirche brauche es den Dialog, mahnt Marx. Damit die Kirche in ihrem Dienst an der Menschheit glaubwürdig sein könne, müsse sie sich auch in ihren eigenen inneren Beziehungen daran ausrichten. "Da ist noch manches zu tun", so der Kardinal. Auch deshalb rufe der Papst den Gedanken des alten Prinzips der Synodalität in Erinnerung. - Marx gehört dem Kardinalsrat an, der den Papst berät. (kna)

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