Festlicher Gottesdienst

Neuer Bamberger Erzbischof ins Amt eingeführt

Bei einem Festgottesdienst am Samstag hat der neue Bamberger Erzbischof Herwig Gössl sein Amt angetreten. Glückwünsche und Ermutigungen kamen von Vertretern aus Kirche und Gesellschaft.

Erzbischof em. Ludwig Schick bei der Übergabe des Bischofsstabs an seinen Nachfolger Erzbischof Herwig Gössl © Pressestelle Erzbistum Bamberg/Dominik Schreiner

Das Erzbistum Bamberg hat nach 16 Monaten wieder einen Erzbischof: Herwig Gössl (57) trat am Samstag bei einem Festgottesdienst im Bamberger Heinrichsdom sein neues Amt an. Damit ist er nun Oberhaupt von rund 600.000 Katholiken in Oberfranken, Mittelfranken und einem kleinen Teil Unterfrankens.

In dem Gottesdienst übergab der Apostolische Botschafter in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, die päpstliche Ernennungsurkunde. Nach ihrer Verlesung nahm Gössl auf dem Bischofsstuhl Platz und trat damit sein Amt an. Den Bischofsstab übernahm Gössl von seinem Vorgänger Ludwig Schick (74).

Im Dienst um Einheit in Kirche und Gesellschaft

In seiner Predigt betonte Gössl, er wolle sich in den Dienst der Einheit in Kirche und Gesellschaft stellen. Wo Menschen Gott verloren hätten, seien Gerechtigkeit und Friede nicht gewachsen, sagte er unter Verweis auf Spaltungstendenzen in der Gesellschaft. „Wo aber wirklich Gott die Herrschaft hat, dort werden Menschen zueinander geführt und nicht gegeneinander in Stellung gebracht.“ Dort wachse die Einheit auch bei unterschiedlichen Ansichten.

Der Erzbischof dankte den Menschen im Erzbistum auf allen Ebenen, die an dieser Einheit mitwirkten. Um die Zukunft der Kirche sei ihm nicht bang, weil ihr Schatz nicht aus Kirchensteuereinnahmen bestehe, sondern aus einer Zusage Gottes.

Moment in der Kathedra besonders emotional

Zu seinen persönlichen Stellvertreter und Generalvikar ernannte der neue Erzbischof Georg Kestel (68). Er war von 2006 bis 2022 schon unter Schick Chef der Bistumsverwaltung.

Nach dem Gottesdienst bezeichnete der neue Bamberger Erzbischof den Moment, „als ich zum ersten Mal vor der Kathedra stand, die ganzen Menschen gesehen und diese unglaubliche Erwartung, Freude und Dankbarkeit gespürt habe“, als den emotionalsten. Dass der Bischofsstab so schwer sei, deute er als „Zeichen für die Aufgabe: Da muss man aufpassen, dass man nicht aus der Kurve getragen wird.“ Die Menschen wieder mit der Botschaft des Glaubens in Berührung zu bringen, bezeichnete er als seine schwerste Aufgabe. Er wolle dabei kleine Schritte gehen und halte „Freudenerfahrungen wie heute“ für besonders wichtig.

Bischof Gerber: Kurzer Weg zu anderen Menschen für Gössl wichtiger als Bürokratie

Für die Deutsche Bischofskonferenz nahm deren stellvertretender Vorsitzender, Bischof Michael Gerber aus Fulda, an der Amtseinführung teil. In seinem Grußwort würdigte er Gössl als Menschen, dem ein kurzer Weg zu anderen Menschen wichtiger sei als Bürokratie. Er dankte ihm dafür, dass er mit dem umstrittenen Reformprojekt „Synodaler Weg“ besonnen umgehe: „Du trägst diesen Weg mit und weißt um die Herausforderungen.“ Gössl sei kein Freund von Patentlösungen, sondern schaue auf die je individuelle Situation, um Antworten zu finden.

Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz, würdigte den neuen Erzbischof ebenfalls als „den Menschen zugewandt“. Gössl könne seine eigenen Ansichten auch infrage stellen und ändern. Das sei für den Dienst an der Einheit wichtig und eine der Grundvoraussetzungen für das bischöfliche Amt heute.

Ministerpräsident Söder: „Gössl wird sehr starke Arbeit leisten“

Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gratulierte Gössl und wünschte ihm „viel Glück, Gottes Segen und viel Kraft“. In Franken aufgewachsen und verwurzelt, kenne der neue Erzbischof sein Bistum sehr gut und werde „sehr starke Arbeit leisten“. Zudem dankte Söder dem emeritierten Erzbischof Schick. Der Freistaat Bayern schätze das Wirken der Kirchen im Bereich der Bildung, der Seelsorge und des Sozialen und stehe zur Kirche. Den Gottesdienst zur Amtseinführung bezeichnete der Ministerpräsident als „Hochamt des Ehrenamtes und Hochamt für den lieben Gott“.

Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp erinnerte an eine Begegnung mit Gössl vor einigen Jahren. Dabei sei ihm aufgefallen, dass er ein sehr guter Zuhörer sei. Das sei eine ausgezeichnete Voraussetzung für einen Bischof. Ihm sei es wichtig, dass die beiden großen Kirchen in Bayern viel zusammen für die Menschen bewirken können.

Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) bezeichnete die Amtseinführung Gössls als „ein ganz bedeutendes Ereginis für die Stadt Bamberg“ und nannte den neuen Erzbischof nicht nur in der Seelsorge, sondern für das gesamte soziale Leben einen wichtigen Ansprechpartner. Starke verwies zudem auf gemeinsames Engagement für den interreligiösen Dialog sowie gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus. Für sein neue Aufgabe wünschte er ihm, „dass er seine Unbekümmertheit und seine offene Art behält“, was aufgrund des öffentlichen Erwartungsdrucks, dem man in einem solchen Amt ausgesetzt sei, nicht leicht sei. Trotzdem sei er davon überzeugt, Gössl werde „wie sein Vorgänger ein wunderbarer Erzbischof für unsere Stadt werden.“ (kna/ml)