Eichstätter Shalompreis 2023

Shalompreisträgerin fordert härtere Strafen für Menschenhändler

Die rumänische Psychologin Iana Matei hat den Eichstätter Shalompreis erhalten. Durch die Arbeit ihrer Organisation "Reaching Out Romania" konnten 750 Kinder und Jugendliche aus Menschenhändler-Fängen befreit werden.

Iana Matei ist mit dem Eichstätter Shalompreis 2023 ausgezeichnet worden. © Christopher Beschnitt/KNA

Die frisch mit dem Eichstätter Shalompreis geehrte rumänische Psychologin Iana Matei (64) fordert ein stärkeres Vorgehen gegen Menschenhändler. Es brauche viel härtere Strafen, sagte Matei in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "In manchen Ländern Europas kommen sie unter Umständen mit ein bisschen Bußgeld davon. Lächerlich!" Matei ergänzte, zudem müssten Grundursachen für Menschenhandel wie Armut und mangelnde Bildung bekämpft werden.

Aktivistin: Menschenhandel ist Sklaverei

Matei hat just eine der höchstdotierten Menschenrechtsauszeichnungen Deutschlands erhalten: den mit rund 30.000 Euro dotierten Eichstätter Shalompreis 2023. Verliehen hat ihn der Arbeitskreis für Gerechtigkeit und Frieden an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Zur Begründung hieß es, Matei habe mit ihrer Organisation "Reaching Out Romania" seit 1999 etwa 750 Kinder und Jugendliche aus Menschenhändler-Fängen befreit.

Menschenhandel sei nichts anderes als Sklaverei, so die Aktivistin. "Da werden Menschen - Kinder und Jugendliche - verkauft, damit sie der sexuellen Ausbeutung und als billigste Arbeitskräfte dienen können." Über die Opfer werde komplett fremdbestimmt.

Armut in Osteuropa: Eltern lassen Kinder zurück

Zum Hintergrund erklärte Matei, in Osteuropa gebe es sehr, sehr arme Menschen. "Viele versuchen, Arbeit im Westen zu bekommen. Ihre Kinder lassen sie dann oft bei Verwandten zurück. Nun mögen diese selbst Nachwuchs oder zu den ihnen Anvertrauten keinen engen Draht haben." Die zurückgelassenen Kinder fühlten sich vernachlässigt. "Das macht es Menschenhändlern leicht, sie anzusprechen und ihnen Märchen von der schönsten Zukunft zu erzählen, die angeblich auf sie warten würde, wenn sie nur mit ihnen kämen. Außerdem gibt es Eltern, die ihre eigenen Kinder verkaufen."

Später würden Opfer mit Gewalt, Drogen oder Todesdrohungen gegen ihre Familien gefügig gemacht. "Dann verschachern die Händler sie an andere Kriminelle, die sie wiederum Dritten zur Ausbeutung anbieten: Pädophilen zum Beispiel, oder auf dem Bau." Die Kinder und Jugendlichen würden quer durch Europa verfrachtet. "Der Menschenhandel ist also längst nicht nur ein Problem des vermeintlich rückständigen Ostens. Er ist genauso ein Problem Westeuropas." (kna)