"Kreuzweg der Völker" in München

"Miteinander zeigt christliche Prägung Europas"

Die christliche Prägung Europas werde erkennbar in einem "Miteinander der Völker und Nationen" - das hat Kardinal Marx am Karfreitag vor mehreren tausend Gläubigen beim "Kreuzweg der Völker" in München betont.

"Kreuzweg der Völker" in der Münchner Innenstadt © Kiderle

München – Christen müssten dem Münchner Kardinal Reinhard Marx zufolge "gerade in Europa dafür sorgen, dass nicht neu Hass und Misstrauen gegeneinander gesät werden". Dies sagte der Erzbischof von München und Freising am Karfreitag laut Manuskript in seiner Predigt zum "Kreuzweg der Völker", die traditionelle Karfreitagsprozession in der Münchner Innenstadt.

Die christliche Prägung Europas wird demnach "erkennbar und spürbar" in einem "Miteinander der Völker und Nationen, in einem Geist der Versöhnung und des Friedens". Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz ergänzt: "Wir wollen uns dort engagieren, im Geiste Jesu, wo Brücken zueinander gebaut werden."

Kleine Kreuze wurden beim Auftakt in Sankt Michael an die Gläubigen verteilt.

Prozession durch Fußgängerzone

Mehrere tausend Gläubige aus mehr als 20 Sprach- und Volksgruppen begingen am Karfreitag gemeinsam mit Kardinal Marx und dem Bischofsvikar für die Seelsorgsregion München, Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg, den „Kreuzweg der Völker“. Nach der Eröffnung in der Jesuitenkirche St. Michael zog die Prozession durch die Neuhauser und die Kaufingerstraße zum Marienplatz, wo eine Andacht den Kreuzweg abschloss.

Die Kreuzwegandacht stand unter dem Motto „Wer begleitet heute Jesus auf dem Kreuzweg?“, inspiriert von dem Bibelwort „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert“ (Mt 10,38). Gläubige verschiedener muttersprachiger Gemeinden gestalteten den Weg mit Passionsliedern aus ihrer Tradition und trugen an den einzelnen Stationen Texte vor, die anhand des Leidensweges Jesu Christi an die Nöte erinnern, die Menschen heute durchleiden. Als Zeichen ökumenischer Verbundenheit stellte in diesem Jahr die griechisch-orthodoxe Metropolie München ein Vortragekreuz für den Kreuzweg zur Verfügung, der Männer-Chor der Metropolie nahm am Gottesdienst an der Mariensäule teil.

Kardinal Reinhard Marx (rechts) und Apostolos Malamoussis von der griechisch-orthodoxen Metropolie bei der Schlussandacht auf dem Marienplatz

Es geht um alle Menschen

Christen seien "Menschen der Versöhnung, die Gräben überwinden, die Streit beenden, die Miteinander ermöglichen, die Gemeinsamkeit suchen", so Kardinal Marx. Diesen Geist sollten sie "nicht nur untereinander leben, sie sollen ihn einbringen in unsere Gesellschaft, in unser Gemeinwesen". Deshalb gehe es beim "Kreuzweg der Völker", der Menschen aus allen Nationen und Kulturen versammle, nicht nur um die Christen, sondern um "die ganze Menschheitsfamilie". Der Kreuzweg sei ein "Zeichen der Hoffnung für alle, denn Jesus ist der Bruder aller Menschen".

Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg segnete die Kreuze.

Verbundenheit mit verfolgten Christen

Marx betonte, am Karfreitag wüssten sich die Gläubigen mit jenen Christen, die "um ihres Glaubens willen verfolgt und benachteiligt werden", besonders verbunden. "Wenn wir für die Rechte der Christen überall auf der Welt eintreten, besonders für die Rechte der Christen in totalitären Staaten und fanatisierten Gesellschaften, dann kämpfen wir damit auch für alle, deren Menschenrechte mit Füßen getreten werden, unabhängig von ihrem religiösen Bekenntnis." Auch vom christlichen Glauben her sei es gut, "in einer freien, demokratischen Gesellschaft zu leben, in der die Würde der Person auch vom Gesetz her geachtet wird". (kna/eom)

Dieser Artikel gehört zum Schwerpunkt Karwoche Europa